Zügelpinguin

Pygoscelis antarctica
Zügelpinguinfoto

Foto: Christopher Michel (CC)

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Gattung:

Unterarten:

Artbeschreibung:
Zügelpinguin, Kehlstreifenpinguin
Chinstrap penguin, Bearded penguin, Stone cracker
Manchot à jugulaire
Pinguin de collar, Pinguin de barbijo

Vertebrata
Tetrapoda
Aves
Neognathae
Sphenisciformes
Spheniscidae
Pygoscelis

monotypisch

Johann Reinhold Forster, 1781

Aussehen

Ein Zügelpinguin.

Foto: Sandra Lakitsch

Ein Zügelpinguin..

Der Zügelpinguin gilt bei vielen Pinguinfreunden als der eleganteste Pinguin von allen. Sein tiefschwarzer Rücken und sein glänzender schneeweißer Bauch sind die auffallendsten Merkmale des Zügelpinguins. Seine Flossenunterseite und der Kinnbereich sind weiß, nur ein dünner schwarzer Streifen, der diesem Pinguin auch seinen Namen verlieh, Zügel oder Kehlstreifpinguin, läuft über sein ansonsten weißes Kinn. Dieser Streifen beginnt im schwarzen Bereich des Hinterkopfes, verläuft von dort unter dem Auge bis ganz vor zum Kinn. Dort trifft er auf sein Gegenüber von der anderen Seite des Kopfes, sodass der Streifen insgesamt von der einen Seite des Hinterkopfes bis zur anderen Seite reicht. Er wirkt daher fast wie der Kinnriemen eines Fahrradhelms. Ebenfalls schwarz ist der Schnabel des Zügelpinguins, der weder dick noch sehr lang ist und gut zum Rest des Körpers passt. Bemerkenswert ist außerdem noch der Gefiederansatz am Schnabel, der sowohl oben wie unten weiß ist und nicht, wie bei den meisten Pinguinen, oben schwarz. Das einzig Farbige am Kopf des Zügelpinguins die olivgrün bis braun gefärbte Iris, die sich deutlich vom weißen Augengefieder abhebt. Ansonsten sind nur seine rosa Füße farbig. Einen Ohrfleck hat der Zügelpinguin nicht, aber über seinem Flossenansatz im unteren Halsbereich reicht sein schwarzes Gefieder auf beiden Seiten weit nach vorne, sodass sich eine Ausbuchtung abzeichnet, die je nach Exemplar verschieden stark ausgeprägt sein kann.

Die Küken des Zügelpinguins sind kurz nach dem Schlüpfen mit mausgrauen Daunen bedeckt. Rund 22 Tage später ist diese Daunenschicht einem Jugendgefieder gewichten, das schon erste Gefiederzeichnungen erkennen lässt und sich in einen silbergrauen Rücken und einen bereits weißen Bauch unterteilen lässt. Schon in diesem Alter lässt sich der spätere schwarze Kinnstreifen deutlich silbergrau ausmachen.

Halbwüchsige Zügelpinguine haben ein den Erwachsenen ähnliches Gefieder, nur ihr Kinn ist wieder etwas nachgedunkelt, sodass der Kehlstreifen fast wieder überdeckt wird. Mit ca. 14 Monaten mausern sie sich erneut und erhalten das Gefieder des erwachsenen Zügelpinguins.

Größe und Gewicht

Erwachsene Zügelpinguine sind zwischen 72cm und 78 cm groß und wiegen 3.9 kg - 5.4 kg, je nach Jahreszeit und Nahrungsangebot.

Ernährung

Wie die meisten Pinguine, die auf dem antarktischen Kontinent oder auf den subantarktischen Inseln nisten, ernähren sich Zügelpinguine im Wesentlichen von Krill (Euphausia superba). Dieser macht meistens annähernd 100 % der aufgenommenen Nahrung aus, nur auf einigen wenigen subantarktischen Inseln werden zählbare Mengen von kleinen Fischen (Trematomus eulepidotus, Pleuragramma antarcticum) gefressen. Doch selbst dann bewegt sich der Fischanteil nur im einstelligen Prozentbereich. Die Größe der Beutetiere bewegt sich zwischen 1.5 cm und 6 cm.

Wie viel Beute während eines Beutezugs gemacht wird, hängt neben dem Nahrungsangebot auch davon ab, ob die Zügelpinguine Junge aufzuziehen haben. Kurz nach dem Schlüpfen kommen die Eltern schneller von ihren Beutezügen zurück, um eine regelmäßige Fütterung zu ermöglichen. Dadurch kommen Sie nur mit ca. 190 g (Mageninhalt) zu ihren Küken zurück, während sie sich später mehr  Zeit lassen und erst mit rund 540 g (Mageninhalt) zurückkommen. Gejagt wird während der Brutzeit in einem Radius von 40 - 60 km um die Kolonie. Bei der Jagd tauchen sie meistens nur an der Wasseroberfläche und bis zu Tiefen von 5 m. Nur selten tauchen sie in größere Tiefen ab, doch niemals tiefer als ca. 70 m.

Die bevorzugte Tageszeit für die Nahrungssuche ist sehr unterschiedlich. Die Pinguine auf King George Island ziehen die Nahrungssuche bei Tag vor und tauchen auch tiefer, während die Zügelpinguine auf Signy Island eher nachtaktiv sind. Allerdings sind ihre Tauchgänge dann auch kürzer und nicht so tief. Ob sie damit einen gewissen Schutz vor ihren Feinden, den Seeleoparden bezwecken, ist noch ungeklärt.

Verbreitung & Lebensraum

Zügelpinguine sind weiter verbreitet als ihre nahen Verwandten, die Adéliepinguine. Ihre Kolonien finden sich auf fast allen subantarktischen Inseln, die größten auf South Shetlands, South Orkneys und den South Sandwich. Auf diesen drei Inselgruppen leben rund 75 % aller Zügelpinguine.Kleinere Kolonien finden sich aber auch an der Südküste Südgeorgiens und auf den Bouvet Inseln., sowie auf den Inseln, die westlich der antarktischen Halbinseln liegen. Nur wenige Paare brüten auf der antarktischen Halbinsel selbst, dafür finden sich auch kleine Gruppen auf den Falklands, auf Marion Island und Macquarie Island, sowie in Tasmanien.

Bestand

Ein einzelner Zügelpinguin

Foto: Christopher Michel
CC-Attribution Noncommercial NoDerivativeWorks Lizenz

So einsam wie auf dem Foto sind Zügelpinguine mit 15 Millionen Artgenossen nicht.

Der Zügelpinguinbestand beläuft sich auf ca. 15 Mio. Exemplare, allein auf den South Sandwich Islands brüten rund 10 Mio. Zügelpinguine. Ebenfalls weit verbreitet sind die Zügelpinguine auf den South Shetlands (800 000 Tiere) und den Low Islands (600 000 Tiere).

Es wird vermutet, dass sich der Zügelpinguinbestand mit dem Verschwinden der großen Walbestände durch den massiven kommerziellen Walfang im 19. Jahrhundert in der Antarktis mehr als verdoppelt hat, da die Pinguine von dem daraus resultierenden Überangebot an Krill (Euphausia superba) profitiert haben. Erst in den vergangenen zwei Jahrzehnten ist das Wachstum stagniert, was wahrscheinlich auf den menschengemachten Treibhauseffekt zurückzuführen ist. Er bewirkt eine deutliche Erwärmung der subantarktischen Gewässer, was sich nachhaltig negativ auf den Krillbestand auswirkt, sodass erwartet wird, dass die Zügelpinguinpopulation in den nächsten Jahrzehnten wieder stärker zurückgeht.

Brut & Jungenaufzucht

Die Zügelpinguinmännchen treffen Anfang November, im antarktischen Frühjahr, in der Kolonie ein. Schon bald danach trudeln auch die Weibchen ein. Die geselligen Tiere legen ihre Nester im Abstand von rund 60 cm auf felsigen Stränden und zwischen Felsbrocken an. Dabei kann sich eine Kolonie über fast einen Kilometer erstrecken und viele tausend Tiere umfassen. Meistens teilen sich die Zügelpinguine ihren Brutplatz mit Adéliepinguinen (Pygoscelis adeliae) oder Eselspinguinen (Pygoscelis papua). Manchmal finden sich ihre Nester auch mitten in Kormorankolonien der Blauaugenscharbe (Phalacrocorax albiventer).

Da die Beziehung zwischen Zügelpinguinpartnern sehr stark ist, kommt es oft vor, dass sich Partner in darauffolgenden Jahren erneut paaren. Sie benutzen auch meistens ihr altes Nest vom Vorjahr erneut (81 % der Paare / South Sandwich Islands). Generell geben sie sich auch nicht so viel Mühe bei ihrem Nestbau wie andere Pinguine der Gattung Pygoscelis, aber sie verteidigen das Nest dafür umso entschlossener gegen jede mögliche Gefahr. Meistens besteht das Nest nur aus einer flachen Kuhle im Felsen, die die Zügelpinguine notdürftig mit einigen kleinen Kieselsteinen umgeben. Im Laufe der Zeit wird die Umgebung des Nestes durch Guanospuren weiß gefärbt, die die Nestkuhle sternförmig umgeben.

Wenn die Weibchen eintreffen, stellen sich die Männchen auf, breiten die Flossen aus und rufen nach ihrer Partnerin. Auch Besitzansprüche an dem Nest werden auf diese Art und Weise kundgetan.

Eine kleine Gruppe sich mausernder Zügelpinguine.

Foto: Sandra Lakitsch

Mausernde Zügelpinguine.

Schon wenige Tage nach dem Eintreffen der Weibchen findet die Paarung statt, 2 Wochen später, Anfang Dezember legt das Weibchen im 3 Tage Abstand zwei hühnereigroße weiße Eier. Geht eines der beiden Eier verloren, kann das Weibchen in den ersten 5 Tagen nach der Eiablage auch noch ein drittes Ei legen. Um die Eier zu bebrüten legt sich der Zügelpinguin bäuchlings auf die im Nest liegenden Eier.
Insgesamt 38 Tage müssen die Eier bebrütet werden - dabei wechseln sich die Partner alle 4 bis 6 Tage ab. Während der ersten zwei Wochen werden die Küken mindestens einmal pro Tag gefüttert, in der Folgezeit immer seltener, wodurch die Futtermenge für jedes Küken größer wird. Ist nur ein Küken zu versorgen, weil ein Ei zerstört oder von Feinden verschleppt wurde, wächst dieses Küken natürlich schneller heran.

Ende Februar mausern sich die Küken und erhalten ein wasserfestes Gefieder, spätestens Mitte März werden sie das letzte Mal gefüttert und verlassen die Kolonie. Die erwachsenen Zügelpinguine erneuern meistens noch bevor die Küken flügge werden ihr Federkleid. Allerdings dauert ihre Mauser nur 13 Tage. Danach verschwinden auch sie wieder im Meer, um im nächsten November wiederzukommen.

Feinde & Gefahren

Der Hauptfeind der Zügelpinguine ist der Seeleopard (Hydrurga leptonyx), der Zügelpinguinen an der Küste oder im Meer auflauert. Verschiedene räuberische Seevögel wie der Weißgesichts-Scheidenschnabel (Chionis alba) schnappen, wenn sie die Möglichkeit dazu haben, die Eier der Zügelpinguine oder bedrohen ihre Küken. Dadurch, dass Zügelpinguine aber öfters mit Adéliepinguinen oder Eselspinguinen zusammen nisten, werden eher diese heimgesucht und die Zügelpinguingelege werden meistens verschont. Skuas (Stercorarius chilensis, Stercorarius maccormicki, Stercorarius lonnbergi, Stercorarius antarctica) haben es auf Pinguinküken vieler Arten abgesehen . so auch auf die der Zügelpinguine. Doch auch hier bewährt sich die Existenz von anderen, schwacher bewachten Nestern in der Nähe, um ihre Eier weitgehend zu schützen. Es wurden aber auch einzelne Skuaexemplare beobachtet, die immer wieder speziell Zügelpinguine angegriffen haben, sich also zumindest zeitweise auf deren Gelege spezialisiert haben.