Aptenodytes forsteri
Foto: Bryn Jones (CC)
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Kaiserpinguin
Emperor penguin
Manchot empereur
Pingüino emperador
Vertebrata
Tetrapoda
Aves
Neognathae
Sphenisciformes
Spheniscidae
Aptenodytes
monotypisch
George Robert Gray, 1844
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Aussehen
Der Kopf und das Kinn des Kaiserpinguins sind schwarz, sein Rücken und die Flossenoberseite
sind blau - schwarz, allerdings ist der Farbton wesentlich schwärzer als beim Königspinguin.
Die Unterseite seiner Flossen und sein Bauch sind schneeweiß und eine schmale schwarze Linie läuft
vom Nacken bis zu den Spitzen seiner Flossen. Schöne gelbe Ohrflecken die nach oben hin
dunkler werden, unterstreichen sein kaiserliches Auftreten. Der Schnabel ist schwarz, mit zwei
schmalen orangenen Streifen auf der Seite, auch die Füße sind schwarz - haben aber keine
Streifen.
Die Küken des Kaiserpinguins sind beim Schlüpfen nackt. Einige Wochen später ist ihre graue
Haut von einem aschegrauen Daunengefieder bedeckt. Ein dicker schwarzer Streifen läuft von
der Rückseite des Kopfes über die Stirn bis zum Schnabel und sieht mit dem weißen Augenfleck
an jeder Seite wie eine Mütze aus. Der Streifen wird mit fortschreitender Entwicklung der
Küken größer, sodass er den ganzen Rücken herunterreicht, wenn sie flügge werden.
Halbwüchsige Kaiserpinguine haben schon ähnliche Gefiederzeichnungen wie die Erwachsenen,
haben aber noch ein weißes Kinn. Außerdem sind die Ohrflecke zwar bereits ausgebildet, aber
sie sind noch weiß und nicht gelb.
Größe und Gewicht
Foto: Meike Meißner
Kaiserpinguine können eine imposante Größe erreichen.
Ausgewachsene Männchen sind mit bis zu 130 cm die größten heute lebenden Pinguine, selbst
die Weibchen sind mit 120 cm noch beachtlich groß. Nach der 4-monatigen Fastenzeit der
Männchen während der Brutzeit sind diese jedoch durchschnittlich kleiner als die Weibchen und auf bis zu 110 cm
geschrumpft.
Auch die Gewichtsabnahme der Männchen während dieser Zeit ist beachtlich. So beträgt ihr
durchschnittliches Gewicht nach ihrer Fastenzeit nur noch 23 kg. Zuvor wiegen die
Kaiserpinguinmännchen ca. 38 kg - dies entspricht einer Gewichtsreduzierung um ca. 40 %.
Auch die Weibchen verlieren während der Jungenaufzucht enorm an Gewicht. Weibchen wiegen anfangs
um die 29 kg und nach ihrer 45 tägigen Fastenzeit nur noch 23 kg. Dies entspricht einem
Gewichtsverlust von 22 %.
Ernährung
Die Nahrung der Kaiserpinguine variiert sehr stark in Abhängigkeit von dem Ort der Brutkolonie.
In jedem Falle ist Fisch die Nummer 1 auf ihrem Speiseplan. Die Kaiserpinguine im Adélieland fressen zu 95 % Fisch (
Pagothenica borchgrevincki), der Rest ihrer Nahrung
besteht aus verschiedenen Krustentieren, insbesondere Krill (
Euphausia
superba). Die Essgewohnheiten der Kaiserpinguine im McRobertson Land unterscheiden sich
kaum, nur dass der Fisch (
Pleurogramma antarcticum) hier sogar 97 % der gefressenen Biomasse ausmacht.
Nur die Kaiserpinguine der Wedell See scheinen eine Vorliebe für Krill (
Euphausia superba) zu haben.
Er ist hier mit 52 % der gefressenen Biomasse am stärksten vertreten, gefolgt von
Fisch mit 38 % (
Notolepsis coatsi) und sonstigen Krustentieren (10%). (Zahlen
aus den statistischen Erhebungen von Klages, 1989)
Brütende Elterntiere jagen innerhalb eines Radius von 300 Kilometern von der Kolonie und schwimmen
während der Jagd ca. 18.0 km/h oder 5 m/sek. schnell. Auf Futtersuche erreichen sie bei bis zu 180
3-9 minütigen Tauchgängen Tiefen von bis zu 265 Metern. Es gibt aber auch Tauchgänge, die
zwischen 18 und 25 Minuten dauern und die Kaiserpinguine in Tiefen von bis zu
550 m führen.
Verbreitung & Lebensraum
Die Kolonien der Kaiserpinguine finden sich alle in
der Antarktis und sind im Bereich zwischen 67. und 77. Grad südlicher Breite zu finden.
Dennoch verlassen Kaiserpinguine öfters diese kalten Breiten um weiter
nach Norden zu schwimmen, sodass nicht brütende Kaiserpinguine schon einmal bis an die Südspitze
Neuseelands oder bis nach Süd Georgien kommen. Halbwüchsige Kaiserpinguine halten sich sogar regelmäßig auf den Falklandinseln auf.
Bestand
Der Pinguinbestand wird auf rund 195400 Kaiserpinguinbrutpaare
geschätzt. Diese sind auf 42 Kolonien verteilt, die größte Kolonie ist übrigens die auf Coulman Island mit ungefähr
22137 Brutpaaren (1996). Der Kaiserpinguinbestand war in den letzten Jahren stabil, manche Kolonien
wachsen sogar, wie z.B. die Kolonie im Adélieland am Pointe Geologie Archipelago, die
mit 2517 Brutpaaren heute doppelt so viele Tiere aufweist, wie 1952. Dennoch erholen sich die Kaiserpinguinbestände
zur langsam von den starken durch die kommerzielle Jagd verursachten Schäden aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert.
Brut & Jungenaufzucht
Foto: Bryn Jones (CC)
In der Kolonie eingetroffene Kaiserpinguine.
Im antarktischen Herbst, zwischen März und April, treffen die ersten Brutpaare an der
Stelle ein, wo sie ihre Eier ablegen und ausbrüten wollen. Eine geeignete Stelle für
die Kolonie ist immer dort, wo eine größere Ebene von Felsen, Eisbergen oder Klippen vor
den eisigen Winden des antarktischen Winters geschützt wird. (Nur die
Kaiserpinguin Kolonie, die auf offenem Land am Taylor Gletscher im Kemp Land nistet, zieht eine flache Mulde
im Gletscher allen Klippen und Felsen vor) Um diese Stellen zu erreichen,
nehmen die Tiere oft Märsche von hundert Kilometern über das Eis auf sich.
Angespornt von ihrem Brutinstinkt, finden sich Pinguine aus allen Ecken und Enden der Gegend
zu langen Karawanen zusammen und trotten über das Eis bis zu ihrem Brutplatz.
Dabei bewegen sie sich bei 1.5 km/h entweder auf dem Bauch rutschend oder "normal" watschelnd voran.
An ihrem Brutplatz angekommen, äußern die Kaiserpinguinmännchen eine Reihe von Lauten,
die sich sehr von denen anderer Pinguinarten unterscheiden. Kaiserpinguine beginnen oftmals eine ganze Serie von verschiedenen Lautäußerungen, die
eine Art formelles Ende zu haben scheinen, da sich die Rufe von Tieren innerhalb eines Radius von
8 Metern nie überschneiden. Beginnt ein Pinguin innerhalb dieses Radius mit seinen
Rufen, warten die anderen höflich und diskret, bis dieser seine Serie beendet hat, dann
beginnt der nächste Pinguin. Diese Rufe dienen größtenteils der Partnerwerbung. Wenn ein Weibchen
in der Kolonie angekommen ist und ihre Wahl getroffen hat, stellt sie sich vor ihren
auserwählten Partner und ermuntert ihn, mit ihr eine Reihe von aufeinander
abgestimmten Rufen zu beginnen. Danach watschelt das Männchen dem Weibchen ein
Stück hinterher und kopiert ihre Bewegungen. Dann stellen sich die Partner Auge in
Auge voreinander auf und "verbeugen" sich mehrmals, bevor die Paarung vollzogen wird
(Sie senken ihren Kopf, indem sie sich nach vorne lehnen). Nachdem dieses Vorspiel, das mehrere Stunden
dauern kann, vollzogen ist, stellt sich das Männchen hinter das Weibchen und reibt mit
seinem Schnabel an ihrem Ohrfleck, um sie dazu zu bewegen, sich hinzulegen. Dann wird der Paarungsakt
vollzogen. Das lange Vorspiel ist notwendig, damit die Partner sich ihre akustischen Besonderheiten einprägen können
und sie sich bei ihrer Rückkehr zur Kolonie wiederfinden, da sie ein Leben lang
zusammen brüten werden. Kaiserpinguine unterscheiden keine körperlichen Merkmale und vereinbaren keinen Treffpunkt, um sich
wiederzufinden, sondern verlassen sich ganz auf ihre Stimme und ihre individuellen Rufe.
Im Mai legt das Weibchen ein einziges Ei, das im Schnitt 445 Gramm wiegt und ungefähr faustgroß
ist. Bis dato hat es rund 40 Tage lang keine Nahrung zu sich genommen und
viel Energie verbraucht, um das Ei samt Schale zu bilden und abzulegen. Danach muss es zum Meer zurückkehren, um zu fressen.
Das Weibchen übergibt das Ei dem Männchen, indem es dieses auf dem Eis liegen lässt. Gekonnt rollt das Männchen
das Ei mit seinem Schnabel auf seine Füsse und bedeckt es mit seiner Bauchfalte.
Dies ist ein heikler Vorgang, bei dem das Ei leicht auskühlt. Wenn es zu lange auf dem Eis
liegen bleibt, kühlt es zu sehr aus, und es wird kein junger Kaiserpinguin mehr schlüpfen.
Foto: M.T. Paley (CC)
Ein Kaiserpinguinküken in der Brutfalte.
Ein anderes Problem sind sie Nichtbrüter. Pinguine, die sich nicht gepaart haben, verlassen
die Kolonie trotzdem nicht, sondern versuchen sich irgendwie ein Ei oder ein bereits geschlüpftes
Junges zu stehlen. Ihre beste Chance ist der Moment der Eiübergabe. Sind die leiblichen
Eltern nicht aufmerksam oder zu langsam, kann so ein Eierdieb schon einmal Erfolg haben.
Dann ist das Ei aber trotzdem verloren, da das Ei trotz des Brutinstinktes nach
einigen Tagen aufgegeben wird. Es bleibt achtlos auf dem Eis liegen und wenn es sich nicht ein anderer
Nichtbrüter nimmt, dann erfriert das Küken im Ei. Besonders nach dem Schlüpfen können solche Nichtbrüter ein Problem werden. Ein alleingelassenes
Junges kann zum Anlass einer regelrechten Schlägerei unter Nichtbrütern werden.
Es kommt durchaus vor, dass sich zehn Nichtbrüter auf solch ein elternloses Jungtier stürzen. Meistens wird es dann von sich
gegenseitig schubsenden und drückenden Nichtbrütern zerquetscht. Es kam
übrigens schon vor, dass der Sieger der Rauferei das durch ihn und
seine Kollegen getötete Küken für mehrere Tage in seiner Bauchfalte mit sich herumgetragen
hat.
Wenn das Männchen das Ei vom Weibchen sicher übernommen hat, verlässt das Weibchen die Kolonie,
um im Meer zu fressen. Das Männchen wird das Ei nun 62 - 65 Tage ausbrüten und weitere
3 Monate nichts fressen. Die Brut findet während des antarktischen Winters statt, bei dem das
Männchen widrigsten Wettersituationen ausgesetzt ist. Gelegentliche Winde
um 180 km/h und Temperaturen um -62 'C machen den Männchen zu schaffen.
Alle Männchen der Kolonie versammeln sich zu einem großen Haufen, um nicht
auszukühlen. Dabei stellen sich immer einige Pinguine in die Mitte eines
großen Pulks, um sich aufzuwärmen. Danach wandern sie langsam in spiralenförmigen Bahnen nach außen, bis sie den eisigen Winden
als die äußersten Pinguine trotzen müssen. Nach einigen Stunden dürfen sie dann wieder direkt in
die Mitte des Kreises, um sich aufzuwärmen. Wenn die Jungen geschlüpft sind, füttert das Männchen sie mit einer fett- und
proteinreichen Substanz, die es trotz seiner 110 tägigen Nulldiät noch aus seinem Magen
hochwürgen kann. Nachdem die Weibchen zur Kolonie zurückgekehrt sind, übernehmen sie die Fütterung und Bewachung
der Jungen für 24 Tage, während die ausgehungerten Männchen ins Meer zum Fischen zurückkehren.
Wenn sie vom Meer zurückkommen, ertönen die gleichen Rufe wie während der Balz, aber diesmal
um den Partner wiederzufinden.
35 bis 40 Tage nach dem Schlüpfen können die Küken ihre Körpertemperatur regulieren und verlassen die Brutfalte.
Von nun an werden sie von beiden Eltern gefüttert, die nun gemeinsam fischen gehen können. Wenn der
antarktische Sommer kommt, bricht das Packeis auf und die Wege zwischen Brutplatz und Nahrungsquelle werden kürzer.
Die Küken werden nun täglich gefüttert, bis sie im November oder Dezember flügge werden.
Wie die Erwachsenen drängen sich die Küken zu Gruppen zusammen, um sich warm zu halten.
Anfang November verlieren sie ihr silbergraues Gefieder und bekommen das Federkleid
der Halbwüchsigen.
Sind die Jungen 125 bis 148 Tage alt, verlassen die kleinen Kaiserpinguine die Kolonie
und sorgen von nun an selbst im Meer für ihren eigenen Lebensunterhalt. Kleine
Kaiserpinguine verlassen die Kolonie schon, wenn sie erst 15 kg und damit nur halb so schwer wie die Erwachsenen
sind - ganz im Gegensatz zu allen anderen Pinguinarten, die ihre Küken so lange füttern, bis diese fast größer und
schwerer als die Erwachsenen sind. Dies liegt daran, dass die Jungen im antarktischen Frühjahr
ein hervorragendes Nahrungsangebot im Meer haben und sich in wenigen Wochen selbst auf das nötige
Gewicht fressen können. Alle Jungpinguine anderer Arten verpassen dieses tolle Frühlingsbuffet, weil
ihre Eltern nicht die Strapazen auf sich nehmen, im Winter zu brüten, damit die Küken im Frühsommer
flügge sind und die reichen Nahrungsgründe vorfinden.
Sind die Küken erst einmal flügge, können die Eltern damit beginnen, sich die notwendigen Reserven für die
30 - 38 tägige Fastenzeit während der Mauser im Dezember anzufressen.
Feinde & Gefahren
Foto: David Houston
Nur selten keine Bedrohung: Der Seeleopard.
Erwachsene Kaiserpinguine haben wegen ihrer Größe nur den teils über vier Meter langen Seeleopard (
Hydrurga leptonyx) oder den Schwertwal
(
Ornicus orca)als Feind. Beide lauern den Pinguinen unter Packeiskanten auf und warten, bis sich ein leichtsinniger
Pinguin direkt vor ihnen von der Scholle ins Meer stützt. Seeleoparden liegen
auch manchmal außerhalb eines Eisloches auf dem Packeis und warten, bis ein
Kaiserpinguin nach alter Pinguinmanier mit einem gekonnten Satz aus diesem
auf das Eis springt. Der Seeleopard schnappt sich seine Beute noch aus der Luft und tötet sie mit einem kräftigen Biss. Da Kaiserpinguine während der Brutzeit
nur zur Nahrungssuche ins Meer gehen, tötet der Seeleopard mit dem einen Elternteil auch indirekt das Junge, da ein "alleinerziehender" Vater oder eine
"alleinerziehende" Mutter nicht in der Lage ist, das Junge zu versorgen und dieses muss daher irgendwann aufgegeben werden. Davon abgesehen sind
Eier und Küken ehrer von den extremen Witterungsbedingungen bedroht, als von Fressfeinden wie Möwen, die sich ganz ganz selten nur in derart kalte
Regionen vorwagen, in denen die Kaiserpinguine brüten. So ist die Strecke zwischen dem Meer und dem Brutplatz entscheidender für die Küken. Friert in
kalten Wintern das Meer zu weit zu, dann dauert es zu lange, bis die Weibchen mit neuem Futter
eintreffen. Wenn sich die Weibchen zu sehr verspäten, dann muss das ausgehungerte Männchen das
Küken zurücklassen, um nicht selbst zu verhungern. Da während dieser Zeit oft September-Schneestürme
über das Land fegen, hat ein unterernährtes und alleingelassenes Küken keine Überlebenschance. Es erfriert
binnen weniger Minuten. Doch schon vorher droht den ungeschlüpften Küken Gefahr, so so birgt der Moment der Eiübergabe
vom Weibchen zum Männchen eine große Gefahr: Das Ei kann leicht kaputtgehen, wenn die Pinguine im Gedränge
ihr Ei übergeben oder ein Nichtbrüter nach diesem schnappt.
Ein weiteres Problem bei der Eiübergabe ist natürlich die Kälte. Wenn das Männchen nicht geschickt
genug ist, oder ein Nichtbrüter dazwischen geht, dann kann es sein, dass das Ei zu lange
den widrigen Witterungsbedingungen ausgesetzt war, sodass der Embryo im Ei die Prozedur nicht
überlebt. Außerdem kann das Ei zerbrechen, wenn sich die Männchen zu Gruppen zusammenfinden, um
sich beim Brüten gegen die enorme Kälte zu schützen.
Nichtbrüter, die Erfolg beim Eierdiebstahl hatten, werden das Ei übrigens nach einigen Tagen aufgeben,
sodass es ebenfalls verloren ist. Die enorme Kälte
schützt die Eier jedoch auch - Eierdiebe wagen sich
eigentlich nicht in derart südliche Breiten !