Brillenpinguin

Spheniscus demersus
Brillenpinguinfoto

Foto: Andrew Davies(CC)

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Unterklasse:
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Familie:
Gattung:

Unterarten:

Artbeschreibung:
Brillenpinguin
African penguin, Blackfooted penguin, Jackass penguin
Manchot du Cap, Manchot moyen, Manchot du Cap de bonne Espérance
Pinguinos Africanos, Pingüino de El Cabo
Brilpikkeweyne

Vertebrata
Tetrapoda
Aves
Neognathae
Sphenisciformes
Spheniscidae
Spheniscus

monotypisch

Carl von Linné, 1758

Aussehen

Die Wangen und der Bereich unter dem Schnabel des Brillenpinguins sind schwarz gefärbt. Das somit vollständig schwarz gefärbte Gesicht des Brillenpinguins wird rundherum von einem weißen Streifen gesäumt, der links und rechts vom Schnabel beginnt und sich über den Augen nach hinten zieht, wo er eine Kurve beschreibt und schließlich wieder unterhalb der Augen nach vorne zum Kinn verläuft. Hier treffen sich die beiden weißen Streifen von jeder Kopfseite und vereinen sich zu einem Kinnband. Die Augen des Brillenpinguins sind weitgehend von schwarzem Gefieder umgeben, allerdings umschließt ein schmaler Streifen rosafarben wirkender Haut das Auge völlig, sodass es in keinem Kontakt zu dem schwarzen Gefieder rundherum steht. Dieser Hautstreifen wird bei Hitze stark durchblutet, weshalb er meistens rosa erscheint. Bei kälteren Temperaturen ist er unauffällig.Der Hautstreifen verdickt sich über dem Auge und läuft zum Schnabel hin in einem kurzen, spitzen Bogen aus. Dieser Hautfleck gab dem Brillenpinguin seinen Namen. Ein schmaler schwarzer Streifen beginnt am oberen Schnabelansatz und verläuft über den Kopf hinten nach unten, wo er in den schwarzen Rücken übergeht. Der Bauch und die Unterseite des Brillenpinguins sind weiß. Nur oberhalb der Brust verläuft ein schwarzes Band in einem runden Bogen über den weißen Bauch. Es beginnt dünn in der Nähe der Füße und zieht sich vor den Flossen an der Seite nach oben bis in die Nähe des Kinns. Dort trifft es auf das von der anderen Seite kommende Band und beide vereinigen sich zu einem auf dem Kopf stehenden schwarzen U, das den Pinguinen der Gattung "Spheniscus" ihr charakteristisches Aussehen verleiht. Im Vergleich zu Magellanpinguinen, Humboldtpinguinen oder Galápagospinguinen ist dieser Streifen beim Brillenpinguin dicker. Außerdem hat praktisch jeder Brillenpinguin einige schwarze Punkte willkürlich über seinem weißen Bauch verteilt, die, weil praktisch nie bei zwei Pinguinen identisch, eine Art Brillenpinguinfingerabdruck darstellen. Der Schnabel der Brillenpinguine ist schwarz, hat aber im vorderen Drittel einige weiße Flecken, die fast wie ein Band rund um den Schnabel angeordnet sind. Wie schon der englische Name erahnen lässt, haben Brillenpinguine rabenschwarze Füße, ihre Flossen sind dagegen wie bei vielen Pinguinen auf der Oberseite schwarz, auf der Unterseite weiß.

Die Küken der Brillenpinguine sind meistens dunkelgrau gefärbt, mit mattweißen Bäuchen. Schon nach 5 Wochen erhalten sie ein neues Gefieder.

Halbwüchsige Brillenpinguine haben ein praktisch einfarbig dunkelbraungraues Gefieder, das mit keinen erkennbaren Zeichnungen versehen ist.

Größe und Gewicht

Ausgewachsene Brillenpinguine werden zwischen 64 cm und 69 cm groß und wiegen kurz vor der Mauser zwischen 4.1 kg und 4.3 kg.

Ernährung

Brillenpinguine leben wie andere Vertreter ihrer Gattung fast ausschließlich von Schwarmfischen (Engraulis capensis, Sardinops ocellata, Trachurus trachurus, Etrumeus teres, Sufflogobius bibarbatus), der Rest ihres Speiseplans setzt sich aus verschiedensten Krustentieren und kleinen Krebsen zusammen (Nyctiphares capensis, Jasus lalandii, Squilla armata).

Die Größe ihrer Beutetiere reicht von wenigen Zentimetern bis hin zu 30 cm langen Fischen.

Brillenpinguine tauchen meist nur für drei Minuten in die Tiefe ab und erreichen dabei auch nur Tiefen von rund 20 m. Dauern die Tauchgänge länger, dann bedeutet das meistens nur, dass ein Brillenpinguin eine ergiebige Nahrungsquelle aufgespürt hat und nicht , dass er tiefer taucht. Wenn es sein muss kann er jedoch seine Beute auch bis zu Tiefen von 120 m verfolgen und ihr mit einer Geschwindigkeit von bis zu 16 km/h unter Wasser nachsetzen.

Brillenpinguine, die keine Jungen zu versorgen haben, oder ihren Brutzyklus bereits abgeschlossen haben, fischen selten weiter als 25 km von der Kolonie entfernt. Nur erwachsene Brillenpinguine, die älteren Nachwuchs zu versorgen haben, müssen in der Regel weiter von der Kolonie entfernt fischen, weil dort das Nahrungsangebot umfangreicher ist.

Verbreitung & Lebensraum

Der Brillenpinguin ist nur in Afrika zuhause und ist auch die einzige Pinguinart, die auf dem afrikanischen Kontinent verbreitet ist. Man findet Brillenpinguine entlang der Atlantikküste und entlang der Küste des indischen Ozeans. Im Osten reicht sein Verbreitungsgebiet bis zum 34. südlichen Breitengrad, im Westen an der Atlantikküste dagegen findet man Brillenpinguine noch bis zum 24. Grad südlicher Breite, also fast so weit nördlich, wie der südliche Wendekreis (23. Grad südlicher Breite).

Brillenpinguine sind also nur in Namibia und Südafrika zu Hause, leben aber auch auf 24 Inseln vor der Küste Afrikas.

Bestand

Im Jahr 2003 wurde der Brillenpinguinbestand auf rund 180000 erwachsene Tiere geschätzt, 1920 hat es wahrscheinlich noch mehr als 1.5 Millionen Tiere gegeben. Der starke Rückgang von über 85 % in den vergangenen 80 Jahren hat weitgehend der Mensch zu verantworten.
Mehrere Ölkatastrophen (die letzte erst 2000 !), die Nutzung von Pinguineiern, die Verwertung von Guano als Düngemittel und die Überfischung der Meere haben sich stark auf den Brillenpinguinbestand ausgewirkt. Aus diesem Grund ist der Brillenpinguin bereits seit längerem auf der IUCN - Redlist der bedrohten Tier- & Pflanzenarten unter der Kategorie "Vulnerable" zu finden.

Brut & Jungenaufzucht

Ein Brillenpinguin auf seinem Nest.

Foto: Cheri Alexander

Da der Guano fehlt, können viele Brillenpinguine keine Höhlen mehr graben und müssen selbst in der prallen Sonne auf ihrem Gelege ausharren.

Brillenpinguine nisten vornehmlich auf Inseln vor der afrikanischen Küste. Wenn sie auf dem Festland brüten, ziehen sie meistens schwer zugängliche Buchten mit oftmals höheren Felsen rundherum vor, um Landräubern wie Hyänen (Hyaena brunnea) oder Schakalen (Canis mesomelas) den Zugang zu ihren Eiern möglichst schwer zu machen. Um die Sommerhitze besser zu überstehen, graben sich viele Brillenpinguine eine Bruthöhle in den Sand, müssen aber immer damit rechnen, dass ihr Bauwerk irgendwann einstürzt, weil es wenig Küstenvegetation gibt, deren Wurzeln die Decke der Bruthöhle stabilisieren könnten. Schon aus diesem Grund kann sich jeder Brillenpinguin glücklich schätzen, der eine Bruthöhle in einen Guanoberg bauen kann. Diese größeren Ansammlungen von altem Vogelkot bieten optimale Stabilität für die Bruthöhle - falls sie nicht im 19. Jahrhundert der Düngemittelindustrie zum Opfer gefallen sind. ( Heutzutage werden künstliche Bruthöhlen aus Zement und Fieberglas für die Brillenpinguine aufgestellt, doch der Brillenpinguinbestand erholt sich nur langsam.) Wo keine geeigneten Materialien für den Bruthöhlenbau zu finden sind, brüten die Brillenpinguine unter offenem Himmel, wie in Simon's Town, in der Nähe von Kapstadt.

Es gibt keine festen Brutzeiten für Brillenpinguine, weil das Meer das ganze Jahr über Nahrung bietet, aber es ist zu beobachten, dass die Brillenpinguine in Simon's Town zum Brüten vornehmlich die Monate Juli und August wählen. Sie brüten im südafrikanischen Winter, um der Sommerhitze zu entgehen, der sie sonst voll ausgesetzt wären, da die Strände von Simon's Town keine Möglichkeit zum Bau von Bruthöhlen bieten.

Ist das Männchen in der Kolonie angekommen, sucht es sich als erstes eine bereits fertige Bruthöhle, oder einen geeigneten Platz, z.B. eine neue, geschützte Stelle, zum Bau eines "normalen" Nestes. Danach preist es seine Anwesenheit mit lauten Rufen, die zur Partnerwerbung dienen. Wenn ein paarungsbereites Weibchen seine Rufe hört, dann antwortet es ihm und kommt auf das Männchen zu. Bei ihrem zukünftigen Partner angekommen, umrundet es ihn mehrmals, bis es wieder davon watschelt. Hat das Männchen wirklich Interesse, dann folgt es ihr. Nach gut einer Stunde Verfolgungsjagd stellen sich die Partner gegenüber auf und reiben ihre Schnäbel aneinander. Auch während der Paarung werden die Partner ihre Schnäbel aneinander reiben und auch in der Folgezeit, wird das Reiben der Schnäbel ihre Partnerschaft bekräftigen. Doch bis dahin wartet manchmal noch viel Arbeit auf die beiden. Haben sie nämlich keine alte Bruthöhle in Besitz genommen, werden die Partner nun mit dem Bau einer solchen beginnen. Dabei graben sie abwechselnd mit ihren Flossen einen ca.1 Meter langen Gang in den Sand oder in den Guano, der am Ende etwas verdickt ist. Dort wird dann das Nest aus Seetang, Gras, Zweigen oder Blättern gebaut. Nisten sie nicht in einer Bruthöhle, graben sich die Partner eine flache Mulde in den Boden, die ebenfalls mit einigen Zweigen ausgestattet wird. Erst nach der Fertigstellung des Nestes erfolgt die Paarung.

Nach einigen Wochen legt das Weibchen im Abstand von 2 Tagen zwei hellgrüne Eier, von denen das erste Ei größer als das zweite Ei ist. Die sich daran anschließende Brutzeit dauert meistens ca. 40 Tage und die Partner lösen sich alle drei bis vier Tage ab. Da die Bruthöhle für beide erwachsene Brillenpinguine zu klein ist, wird die Brutablösung mittels leisen Rufen angekündigt. Dann erst verlässt der brütende Pinguin die Höhle, unmittelbar danach schlüpft der Partner in die Bruthöhle. Die Prozedur gestaltet sich ohne Bruthöhle natürlich wesentlich einfacher.

Sind die Küken erst einmal geschlüpft, dauert es nicht lange, bis sie sich vor der Bruthöhle aufhalten. Wenn sie etwas älter sind, finden sie sich zu kleineren Gruppen von 8 bis 10 Tieren zusammen, sodass beide Eltern gleichzeitig fischen gehen können. Im Alter von 5 bis 6 Wochen mausern sich die Küken und verlieren ihr Daunengefieder, das dem Gefieder eines halbwüchsigen Brillenpinguins weicht.

Im Alter von rund 85 Tagen werden die Brillenpinguinküken flügge und werden nicht länger von den erwachsenen Pinguinen gefüttert, für die sich nach Abschluss des Brutzyklus eine 20-tägige Mauser anschließt.

Feinde & Gefahren

Erwachsene Brillenpinguine müssen eine Vielzahl von Gefahren meistern, wenn sie ein langes Leben haben wollen.
Die Gewässer vor der Küste von Südafrika sind voll von verschiedensten Robbenarten, wie z.B. der südafrikanischen Pelzrobbe (Arctocephalus pusillus pusillus). Diese Robben greifen Brillenpinguine an und ziehen selbst verschiedenste Haie in die Gewässer Südafrikas, die es auch auf die Brillenpinguine abgesehen haben. Die meisten von Haien gefressenen Brillenpinguine fallen Blauhaien (Prionace glauca) zum Opfer, gefolgt von Weißen Haien (Carcharodon carcharias), für die ein Brillenpinguin jedoch mehr ein Happen für zwischendurch ist. Weiße Haie bevorzugen nämlich eher die Robben, die ihrerseits von den Pinguinen leben.
Neben diesen zwei Haiarten könnten aufgrund ihrer Größe und ihrer Ernährung auch noch die folgenden Haiarten Brillenpinguinen vor Südafrika gefährlich werden: Grönlandhai (Somniosus microcephalus), Kleinzahn - Sandtigerhai (Odontaspis ferox), Tigerhai (Galeocerdo cuvier), Bullenhai (Stierhai; Carcharhinus leucas), Kurzflossen Makohai (Isurus oxyrinchus).

Bis jetzt ist jedoch meines Wissens noch kein Angriff einer dieser Haie auf einen Brillenpinguin dokumentiert, es wurde allerdings bereits beobachtet, dass Brillenpinguine bei Annäherung von Tigerhaien und Makohaien aus dem Wasser geflüchtet sind, was darauf schließen lässt, dass auch diese Haie zum Feindbild des Pinguins zählen. Daher weißen mehrere Fachbücher jene Haie als Feinde des Brillenpinguins aus.

Neben diesen natürlichen Gefahren ist auch der Mensch eine Bedrohung für die Brillenpinguine. Autostraßen sind für Pinguine mindestens genauso gefährlich wie hierzulande beispielsweise für Marder oder Igel. Aus diesem Grund hat sich auch die Stadtverwaltung von Simon's Town nahe Kapstadt zu der Einrichtung eines Zebrastreifens für Brillenpinguine entschlossen.

Auch ölverschmutztes Wasser in der Nähe der Häfen macht Brillenpinguinen zu schaffen, außerdem lagern sich Schwermetalle in ihrem Organismus an, schwächen das Immunsystem der Brillenpinguine und wirken sich negativ auf die Fruchtbarkeit aus. Zudem ereignen sich Ölverschmutzungen auf der stark befahrenen Schifffahrtsstraße um das Kap der Guten Hoffnung ständig, zuletzt 2000, als der Eisenerzfrachter "MV Treasure" sank.

Aber auch die Eier des Brillenpinguins sind immer zahlreichen Gefahren ausgesetzt. Bis heute werden jährlich einige hundert Brillenpinguineier von Menschen gesammelt - um als Omelett oder Regaldekoration zu enden. Neben dem Menschen ist auch die Dominikaner-Möwe (Larus dominicanus) ein großer Eierfan. Sie profitiert von der Tatsache, dass im 19. Jahrhundert der für Brillenpinguine wichtige Guano abgetragen wurde und sie so ihre Eier unter dem offenen Himmel ablegen müssen. Hier ist es natürlich für die schlauen Dominikaner Möwen wesentlich leichter, an die Gelege der Brillenpinguine zu kommen. Es wurde schon beobachtet, dass zwei im Team agierende Dominikaner-Möwen das Nest eines Brillenpinguins geplündert haben, indem eine der zwei Möwen den brütenden Pinguin vom Nest weggelockte, während die zweite Möwe beide Eier aus dem Nest stahl. Junge Küken müssen nach wie vor die Dominikaner-Möwe fürchten. Auch andere Möwenarten und sogar der Heilige Ibis (Threskiornis aethiopicus) sind eine Gefahr für junge Brillenpinguine. Mit fortschreitendem Alter sind Vögel nicht mehr das Hauptproblem der Brillenpinguinküken, sondern vielmehr Hauskatzen und Haushunde, die ob verwildert oder noch domestiziert, Jagd auf Brillenpinguine machen.