Humboldtpinguin

Spheniscus humboldti
Humboldtpinguinfoto

Foto: Ben Seese (CC)

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Unterarten:

Artbeschreibung:
Humboldtpinguin
Humboldt penguin
Manchot de humboldt
Pingüino de Humboldt, Pajaro niño

Vertebrata
Tetrapoda
Aves
Neognathae
Sphenisciformes
Spheniscidae
Spheniscus

monotypisch

Franz Julius Ferdinand Meyen, 1834

Aussehen

Der Humboldtpinguin ist im Wesentlichen gleich gefärbt, wie sein naher Verwandter, der Magellanpinguin. Ein weißes Band verläuft von seinen Füßen den Körper hinauf bis zum Hals, wo es einen größeren, dreieckigen Fleck bildet und von dort weiter in Richtung Hinterkopf läuft. Es setzt sich in einer Kurve hinter den Augen bis zur Stirn des Pinguins fort. Der Kopf des Humboldtpinguins ist vornehmlich schwarz, nur einige Hautpartien, die sich von den Augen bis zum Schnabel erstrecken, sind je nach Temperatur weiß bis rot, meistens aber zartrosa. Die Augen sind vollständig von schwarzen Gefiederbereichen umgeben, welche sich am unteren Schnabelansatz vereinen. Vom schwarzen Rücken des Humboldtpinguins werden die Augen durch das bereits erwähnte weiße Band getrennt. Der Bauch und die Unterseite des Humboldtpinguins sind weiß, allerdings verläuft ein schwarzes Band über den weißen Bauch. Es beginnt dünn in der Nähe der Füße und zieht sich vor den Flossen an der Seite nach oben bis in die Nähe des weißen Kinns. Dort trifft es auf das von der anderen Seite kommende Band und beide vereinigen sich zu einem auf dem Kopf stehenden schwarzen U, das den Pinguinen der Gattung "Spheniscus" ein charakteristisches Aussehen verleiht. Der Schnabel der Humboldtpinguine ist etwas dicker und länger, als der der Magellanpinguine, außerdem ist er noch durch ein weißen Fleck gekennzeichnet, der im vorderen Drittel des graublauen Schnabels auf beiden Seiten zu finden ist. Oftmals wird der Humboldtpinguin mit dem Magellanpinguin verwechselt, obwohl ihn ein charakteristisches Merkmal von diesem unterscheidet: Beim Humboldtpinguin erstreckt sich das weiße Band, welches am Unterleib beginnt, bis ganz nach oben zum Schnabelansatz, der weiße, die Augen umgebende Streifen des Magellanpinguins jedoch, ist nicht mit jenem am Bauch verbunden. Der Magellanpinguin hat außerdem praktisch keine schwarzen Punkte auf dem Bauch, während der Humboldtpinguin, ähnlich wie sein Verwandter, der Brillenpinguin, mehrere schwarze Tupfen auf dem Bauch hat.

Küken haben ein dunkelgraues Gefieder wenn sie wenige Tage alt sind und bekommen ein graubraunes Daunengefieder wenn sie rund 4 Wochen alt sind. Im Laufe der Zeit heben sich aus der dunkelbraunen Daunenschicht einige hellere Flecken am Bauch ab. Im Alter von rund 3 Monaten hellen sich erste Partien unterhalb der Augen auf, diese verfärben sich aber mit der Entwicklung des Erwachsenengefieders rund 1 Jahr später wieder dunkel.

Halbwüchsige Humboldtpinguine haben eine noch nicht vollständig ausgeprägte Federzeichnung, weshalb die markanten weißen Streifen noch nicht erkennbar sind.

Größe und Gewicht

Erwachsene Humboldtpinguine werden zwischen 66 cm und 73 cm groß und können fast fünf Kilogramm wiegen.

Ernährung

Der kalte Humboldtstrom der entlang der Küste von Chile und Peru verläuft, beschert den Humboldtpinguinen einen natürlichen Artenreichtum an verschiedensten Hochseeschwarmfischen. Humboldtpinguine ernähren sich deshalb hauptsächlich von Fischen (Engraulis ringens, Odonthestes regis, Sardinops sagax) sowie von Tintenfisch (Todarodes filipovae).

Ihre Beute misst zwischen 3 cm und 24 cm, sie wird noch unter Wasser verschluckt.

Während der Zeit der Jungenaufzucht beginnt die Jagd schon in den frühen Morgenstunden, d.h. gegen 5 Uhr in der Frühe. Die Eltern halten sich den ganzen Morgen im Meer auf und fischen kurz nach Mittag am intensivsten. Am Nachmittag kehren sie zu ihren Küken zurück.

Generell tauchen Humboldtpinguine nur wenig tiefer als einen Meter und fischen direkt unter der Wasseroberfläche, in Gruppen zwischen 3 und 8 Tieren. Hier treffen sie auch die Mehrzahl ihrer Beutefische an, nur manchmal tauchen sie bis auf 30 Meter ab, verweilen in diesen Tiefen jedoch höchstens eine Minute. Die bisherige dokumentierte Rekordtiefe eines Humboldtpinguins liegt übrigens bei knapp 70 m.
Auf der Jagd schwimmen die Humboldtpinguine unter Wasser bis zu 6 km/h schnell, ihre Höchstgeschwindigkeit liegt bei ungefähr 10 km/h.

Verbreitung & Lebensraum

Humboldtpinguine finden sich nur an der Pazifikküste Südamerikas, sie sind über die ganze Küste Perus, aber auch im ganzen Nordteil von Chile verbreitet. Die südlichste Kolonie findet sich auf fast 32 Grad südlicher Breite, in der Nähe von Santiago, die nördlichste am Kap Pariñas bei etwa 5 Grad südlicher Breite. Ihre Kolonien finden sich meistens auf dem Festland - die größte davon liegt am San Juan Point.

Bestand

Neben den Kaiser- und Königspinguinen ist der Humboldtpinguin überwiegend in Zoos anzutreffen. Insgesamt leben in Zoos weltweit mehr als 15000 Humboldtpinguine. In der freien Natur dagegen liegen ihre Bestandszahlen darunter, ihr Bestand dort wird nur noch auf 3300 bis 6000 erwachsene Tiere geschätzt. Deshalb versucht die Regierung von Peru in speziellen Artenschutzprogrammen die Fehler der Vergangenheit, die beinahe zur Ausrottung der Humboldtpinguine in der freien Natur zur Folge gehabt hätten, wieder gut zu machen. Im Laufe der letzten 150 Jahre wirkten sich zuerst die Ausbeutung des Guano, später die Pinguinjagd für Tran und Fleisch und schließlich die Überfischung und die Meerverschmutzung sehr negativ auf den Bestand der Humboldtpinguine aus. Aufgrund seines niedrigen Bestandes gilt der Humboldtpinguin heute als mittelmäßig bedrohte Tierart und wird auf der IUCN Redlist der bedrohten Tier- und Pflanzenarten unter der Kategorie "Vulnerable" geführt.

Brut & Jungenaufzucht

Ein Humboldtpinguinmännchen in seiner Höhle.

Foto: Dave Houston

Wo der Guano fehlt, wird ins lockere Erdreich gebaut.

Aufgrund des ganzjähriges Angebots an Nahrung brüten Humboldtpinguine während des ganzen Jahres, dennoch wirken sich Klimaphänomene wie z.B. El Niño drastisch auf den Bruterfolg der Kolonien aus, weil dann zeitweise sämtliche Fischschwärme aus den küstennahen Gewässern verschwinden und viele Küken wie Erwachsene verhungern. Humboldtpinguine nisten meistens in Bruthöhlen, bestehend aus einer Brutkammer und einem Eingangstunnel, die ein Humboldtpinguinmännchen mit den Füßen bevorzugt in Guano gräbt. Die Bruthöhlen reichen manchmal bis zu 5 m tief in den Untergrund, aber meistens belassen es die Bauherren bei einem Meter.

Da aber der meiste Guano (stickstoffreicher Meeresvogelkot) im 19. Jahrhundert als Dünger abgetragen und verschifft wurde, sind die meisten heutigen Humboldtpinguine auf eine Bruthöhle im Lehmboden oder auf flache Kuhlen als Alternative angewiesen. Paare, die in Kuhlen brüten, setzten ihre Küken jedoch den pinguinfeindlichen 40 Grad im Sommer und den schweren Regenfällen im Herbst aus. Außerdem sind die Küken nicht wirklich gegen Raubvögel oder Landräuber geschützt, weshalb der prozentuale Anteil der Küken, die bis zu dem Tag, an dem sie flügge werden überleben, so meistens deutlich geringer ist. Durch die Umgrenzung von Brutstätten mit Zäunen konnte der Bruterfolg der Humboldtpinguine in den wichtigsten Kolonien wieder erheblich verbessert werden, da Landräuber, wie z.B. Füchse diese Umzäunung nicht überwinden können.

Hat ein Männchen seine alte Bruthöhle wieder gefunden oder sich eine neue gegraben, bemüht es sich um eine Partnerin. Dabei stellt es sich an den Eingang seiner Höhle und preist seine Unterkunft in den höchsten Tönen, indem es die Flossen weit ausbreitend und den Schnabel gen Himmel richtend laute Rufe ausstößt. Haben sich zwei Partner gefunden, stellen sie sich gegenüber auf und rufen abwechselnd. Anschließend besichtigt das Weibchen die Bruthöhle bzw. das Nest. Wurde sie für ausreichend groß empfunden, erfolgt das Balzritual und schließlich die Paarung.

Die zwei grüngrauen Eier werden ungefähr einen Monat nach der Paarung abgelegt, es schließt sich die Brutzeit an, bei der sich beide Partner abwechseln. Auch in der Zeit nach dem Schlüpfen der Jungen wechseln sich beide Partner mit der Fütterung ab. Nach ungefähr 5 Wochen sind beide Jungen alt genug, um von den Eltern zeitweilig alleine gelassen zu werden. Beide Eltern gehen dann für jeweils 2 Tage fischen; allerdings zeitversetzt, sodass die Küken jeden Tag gefüttert werden können. Im Alter von ca. 70 Tagen werden die Jungen nur noch selten gefüttert und schließlich nicht mehr versorgt. Dann trennen sich die Wege der Eltern und der Jungen.

Feinde & Gefahren

Kolonien, die auf dem Festland angesiedelt sind, sind durchaus ein willkommenes Jagdrevier für den Wüstenfuchs (Dusicyon sechurae), der sich gelegentlich ein Humboldtpinguinküken oder einen schwachen bzw. kranken erwachsenen Humboldtpinguin nicht entgehen lässt.
Im Meer können Humboldtpinguine auch von Pelzrobben oder Seelöwen angegriffen werden. Auch der Nachwuchs ist vor Feinden nicht sicher. Durch die häufige Notwendigkeit, nur in einer Kuhle zu brüten sind die Eier der Humboldtpinguine eine leichte Beute für verschiedene Seevögel (Larus belcheri, Larus dominicanus, Stercorarius chilensis,). Sind die Jungen erst einmal geschlüpft, verlässt der bewachende Humboldtpinguin gelegentlich die Bruthöhle oder die Brutkuhle um sich in der näheren Umgebung aufzuhalten, was manchmal von den Feinden der Küken wie Füchsen, Schlangen oder Ratten genutzt wird. Viel problematischer ist jedoch das Klimaphänomen El Niño, welches warmes Wasser an die Küste von Peru und Chile treibt. Mit dem warmen Wasser verschwinden die für gewöhnlich riesigen Fischschwärme aus der Küstennähe, weshalb die Eltern ihre Küken nicht mehr ernähren können. Praktisch alle Küken überleben das Auftreten dieses Klimaphänomens nicht. Kurze Abstände in der Periode des Auftretens von El Niño können fatale Auswirkungen auf die Größe einer Kolonie haben.