Auf dem Weg zu den Nahrungsgründen

Im offenen Meer angelangt, wechseln die Pinguine von diesem schnellen, aber kräftezehrenden Schwimmstil auf den für Langstrecken geeigneten Oberflächentauchstil. Da ihr Körper eine nahezu perfekte Stromlinienform hat, wenn der Kopf zwischen die Schultern geduckt ist, ist es kräfteschonender, unter der Wasseroberfläche zu bleiben und nur zum Atmen aufzutauchen. Solche "Reisetauchgänge" sind mit weniger als vier Metern Tauchtiefe flach und dauern nicht länger als 2 Minuten, damit der Pinguin sein ADL nicht übersteigt und damit keine Milchsäure in den Muskeln aufbaut. (zu ADL und Milchsäureaufbau beim Tauchen finden Sie mehr bei "Anpassung ans Tauchen")
Solche flachen Reisetauchgänge dienen lediglich der Überwindung von Distanzen und nicht der Nahrungsaufnahme, weshalb sie auch von regelmäßigen Pausen an der Wasseroberfläche gekennzeichnet sind. Verglichen mit flugfähigen Seevögeln sind Pinguine stärker an Distanzen gebunden und erreichen und legen nur kürzere Distanzen bei der Nahrungssuche zurück. Damit ist der Bereich, den sie dabei abdecken geringer als bei anderen flugfähigen Seevögeln, die mit ungefähr der achtfachen Geschwindigkeit auf das Meer hinaus aufbrechen. Dafür gleichen Pinguine diesen Nachteil dadurch aus, dass sie tauchen können und Tiefen unterhalb 20 Metern nach Nahrung absuchen können, die außerhalb der Reichweite von anderen Seevögeln sind. Pinguine können tiefer und länger tauchen, als alle anderen Vogelarten, denn die meisten Pinguinarten erreichen immerhin Tiefen von ungefähr 100 Metern und bleiben meistens fünf Minuten während eines Jagdtauchgang" unter Wasser. Wenige Arten erreichen sogar noch größere Tiefen, der Königspinguin beispielsweise taucht bis 330 m oder der Kaiserpinguin sogar bis 540 m. Der Kaiserpinguin ist es auch, der den Rekord im Langzeittauchen hält - 18 Minuten. Den menschlichen Rekord im Zeittauchen hält der deutsche Apnoetaucher Tom Sietas mit 9 Minuten und 8 Sekunden, das ist also immerhin halb so lang wie der des Kaiserpinguins. In puncto menschliches Tieftauchen hat bislang niemand den Österreicher Herbert Nitsch übertroffen, der seit Juni 2007 mit einer Wassertiefe von 214 m den menschlichen Weltrekord hält - den zu erreichen es freilich einer ausgeklügelten Technik bedurfte. Eine sehr schwere Schlittenkonstruktion zog den Taucher mit hoher Geschwindigkeit in die Tiefe, während ein mit Druckluft gefüllter Hebesack ihn anschließend schnell zurück an die Oberfläche brachte.

Was Pinguine dazu bewegt, nach einiger Zeit mit der Nahrungssuche zu beginnen ist unbekannt. Die Auswertung von Satellitenpositionierungsgeräten und Tiefenmessern, die Versuchsvögeln von Forschern ins Gefieder geklebt wurden, hat ergeben, dass Pinguine nicht nach dem Zufallsprinzip jagen. Sie schwimmen nicht einfach ins Meer hinaus und suchen nach Nahrung, sondern scheinen schon beim Aufbruch am Strand eine bestimmte Route im Kopf zu haben, die sie sehr zielstrebig zurücklegen. Satellitenpositionierungsgeräte haben gezeigt, dass Pinguine sehr oft einen direkten Weg bis zu den Gebiet zurücklegen, in dem sie an diesem Tag jagen werden. Sie schwimmen weder Zickzack oder Umwege noch durchqueren sie ein Gebiet während sie zu ihren Nahrungsgründen unterwegs sind zweimal.
Allerdings ist unbekannt, was die Vögel dazu bringt, an einer Stelle des Meeres mit ihrer Nahrungssuche zu beginnen. Die Wassertemperatur, die Wellenhöhe, die Strömung, die Fließgeschwindigkeit oder die Beschaffenheit des Meeresbodens könnten Pinguine dazu veranlassen, von ihrem oberflächennahen Reisetauchen zum Jagdtauchen überzugehen.