Egal wo auf der Welt, Pinguine haben überall einen vergleichbaren Speiseplan, der sich aus
den drei Komponenten Krebse, Kalmare und Fisch zusammensetzt. Sie sind vollständig von dem Nahrungsgebot im Meer abhängig und
müssen normalerweise regelmäßig fressen. Einige Arten aber können mehrere Wochen oder sogar
Monate ohne Nahrung auskommen, müssen sich dann aber zuvor eine Speckschicht als
Vorrat angefressen haben, von der sie dann während der Fastenzeit zehren. Kaiserpinguine
sind ein Beispiel für solche Hungerkünstler unter den Pinguinen. Die Männchen nehmen für
vier Monate keine Nahrung zu sich und verlieren in dieser Zeit ungefähr 15 kg Gewicht.
Aber auch einige andere Arten fasten länger als einen Monat, so zum Beispiel junge Königspinguine
oder auch Magellanpinguinmännchen.
Nur einige Pinguinarten müssen im Zusammenhang mit der Brut fasten, aber alle Pinguinarten
nehmen während der Mauser
über einen längeren Zeitraum, meistens für drei bis vier Wochen, keine Nahrung zu sich.
Dem Gefieder kommt eine wichtige Bedeutung beim Kälteschutz der Pinguine zu. In den Wochen,
in denen sich das Gefieder erneuert, ist es lückenhaft und nicht wasserdicht.
Die Pinguine würden daher im Wasser zu sehr auskühlen und müssen daher aufs Fressen verzichten.
Da die Bildung neuer Federn sehr energiezehrend ist, müssen sich Pinguine mit Fischen, Tintenfischen
oder Krebsen eine dicke Speckschicht für den Zeitraum angefressen haben.
Verallgemeinerungen die
Ernährung von Pinguinen betreffend, sind allerdings nie ohne Ausnahmen zu machen. Eselspinguine
in Südgeorgien essen bevorzugt Krill, während die Eselspinguine der Marion Island
Kalmare bevorzugen.
Pinguine sind nicht auf eine spezielle Fischart festgelegt oder auf einen bestimmten Typ Krill,
sondern das Vorkommen der Beute und ihre Größe entscheidet darüber, ob sie von Pinguinen gefressen
wird. Denn neben dem ortabhängigen Vorkommen, sind die meisten Beutearten auch nicht das
ganze Jahr über vorhanden. So fressen Zwergpinguine von Januar bis Mai bevorzugt Kalamare,
aber von Juni bis Oktober Fisch, in November und Dezember nochmals andere Fischarten. Pinguine
sind also ihre Nahrung betreffend Generalisten, vielleicht auch, um Konkurrenz zu vermindern.
Eine der Hauptnahrungsarten, die Pinguine aufnehmen, sind kleine Kalmare und Tintenfische.
Alle Angehörigen der Klasse der Kopffüßer (Cephalopoda) sind ausnahmslos Fleischfresser, die sich von ganz ähnlicher
Nahrung ernähren, wie es Pinguine tun. Fisch, andere Weichtiere und Krebse gehören zu ihrer
Nahrung. Sie umfassen ihre Beute typischerweise mit ihren Fangarmen, die mit Saugnäpfen
und gebogenen Widerhaken besetzt sind. Die Beute wird durch die Fangarme zum schnabelähnliches Mund geführt,
und dort aufgenommen.
Obwohl die größten Kopffüßer ungefähr 20 Meter lang werden können, sind die meisten Vertreter
dieser Klasse wesentlich kleiner und damit auch für Pinguine als Nahrung geeignet. Die größte
von Pinguinen gefangene Kopffüßerart hat man in den Mägen von Kaiserpinguinen gefunden. Sie erreicht
immerhin eine Länge von 60 cm und wurde wohl in einer Tiefe von mehren hundert Metern gefangen.
Die meisten anderen Pinguine bevorzugen jedoch noch kleinere Tintenfische. Zwergpinguine jagen Tintenfische,
die nicht mehr als 7g wiegen und Magellanpinguine bevorzugen Kalmare mit weniger als
30 cm Körpergröße, verspeisen dann aber problemlos mehrere Exemplare davon. Ein Fall ist aus
Argentinien bekannt, wo ein Magellanpinguin mit 22 Kalmaren im Magen in die Kolonie zurückkehrte,
die ein Gesamtgewicht von 4 kg aufwiesen. Bedenkt man, dass ein Magellanpinguin
normalerweise selbst
nicht mehr als 4 Kilogramm wiegt, dann bleibt bezüglich dieses Falles nur anzumerken, dass der Pinguin wohl
außergewöhnlich hungrig gewesen sein muss.
Königspinguine nehmen es dagegen auch mit Tintenfischen bis 50 cm Körpergröße
auf, fressen aber meistens auch kleinere Exemplare.
Die am weitesten verbreitete Annahme bezüglich der Ernährung von Pinguinen ist, dass sie sich ausschließlich von Fisch ernährten. Das ist zwar für keine
Art hundertprozentig zutreffend, allerdings gibt es tatsächlich Arten, die fast ausschließlich Fisch fressen,
während andere Pinguinarten sich überhaupt nicht von Fisch ernähren.
Diese Nahrungsgewohnheiten stehen nicht unerheblich in Zusammenhang mit der Beschaffenheit des Meeres und
in der näheren Umgebung der Pinguine. Relativ großer Fischreichtum findet sich in den Lebensräumen
der Pinguine, die in gemäßigten oder warmen Breiten zu Hause sind. Die Regionen, wo aus dem
Antarktischen Zirkumpolarstrom (dazu mehr unter Lebensräume) ein kalter Strom nach Norden abzweigt, wie der
Benguela Strom vor Südafrika oder der Humboldtstrom vor Südamerika, treten bedingt durch den großen
Nahrungsreichtum des Meeres große Fischschwärme auf. Sardinen und Sardellen bilden die Hauptnahrungsquelle
der in diesen Gebieten lebenden Arten, hauptsächlich angehörige der Gattung Spheniscus. Aber auch
die Zwergpinguine in Australien oder die Gelbaugenpinguine in Neuseeland profitieren von dem Fischreichtum
in ihren Heimatgewässern.
Anders sieht es mit dem Fischreichtum im Südmeer aus, das die Heimat der meisten Pinguinarten ist.
Obwohl es sich über eine riesige Fläche erstreckt und einmal rund um den Globus reicht, ist es doch
vergleichsweise arm an Fischarten. Von den Weltweit vorkommenden
29 000 Fischarten, kann man gerade einmal 114 im Südmeer finden. Im Vergleich zu tropischen Meeren, wo
sich gelegentlich über 1000 Arten an einem Korallenriff finden, ist dies auffällig, auch
wenn ungefähr 85 % der Fischarten des Südmeeres in keinem anderen Meer vorkommen. Aber nicht nur
der Artenreichtum bleibt hinter den Erwartungen zurück, aus die Individuenanzahl ist auf die Fläche
gerechnet so niedrig, wie in keinem anderen Ozean weltweit.
Der Grund dafür ist die Beschaffenheit diese Meeres selbst, denn es handelt sich dabei um einen
kalten, sehr tiefen Ozean. Auffällig ist die große Tiefe des Kontinentalschelfes der Antarktis, dass durchschnittlich
in einer Tiefe von 500 m liegt, was die sonst übliche Tiefe des Kontinentalschelfes von 130 m weit
überschreitet. Am Rand dieses Kontinentalschelfes senkt sich der Meeresboden steil auf Tiefen über
4000 m ab, stellenweise sogar auf 8260 m. Ein flacher Kontinentalschelf ist jedoch Voraussetzung für
die Fortpflanzung von vielen Fischen, wie man das am Beispiel Hering und Nordpolarmeer sehen kann.
Auch lange, kalte Winter und unruhige See trägt dazu bei, dass sich im Südpolarmeer nur wenige
Fischarten finden. Wo sich allerdings flachere Stellen im Meer finden, wie beim Kergulenrücken oder
bei den Crozet Inseln, ist auch die Anzahl der Fische größer.
Aufgrund des relativen Fischmangels im Südmeer, ernähren sich viele dor lebende Pinguine auch von kleinen
Krebsen, die gemeinhin unter dem Sammelbegriff Krill fallen. Dabei wird der Begriff Krill sehr vage
verwendet und für alle Arten von kleinen, garnelenartigen Krebsen verwendet, die im Südmeer vorkommen.
Etwas spezifischer, aber immer noch sehr allgemein, ist die Verwendung des Namens Krill, für die elf
bekannten Krebsarten der Gattung Euphausia, die im Aussehen Garnelen gleichen.
Diese Krebse messen je nach Art zwischen 3 und 7 cm und treten in solchen Schwärmen auf, dass sie das Meer
rötlich färben, und bei Nacht durch biolumineszierende Zellen stellenweise zum Leuchten bringen.
Diese Krebse ernähren sich von Pytoplankton, also pflanzlichen, autotrophen Kleinstlebewesen und ihr
Auftreten ist eng an das ihrer Nahrung gekoppelt.
Krillfressende Pinguine jagen bevorzugt zwei Vertreter der Gattung Euphausia, nämlich die Arten
Euphausia valentinei und Euphausia superba. Während Euphausia valentinei
weiter im Norden zwischen dem 43. und 60 südlichen Breitengrad vorkommt, ist Euphausia superba
eher ein Bewohner der noch südlicheren Breiten und wird bevorzugt vom Kaiserpinguin
oder Adéliepinguin gefressen, ist
jedoch auch Nahrungsgrundlage für krillfressende Robben wie die Wedellrobbe (Leptonychotes weddelli)
oder auch des Krabbenfressers (Lobodon carccinophagus). Auch einige Arten von Bartenwalen (Mysticeti)
fressen Krill, wie der Blauwal (Balaenoptera musculus) oder wie der Finnwal (Balaenoptera physalus,
der am Tag problemlos eine Tonne Krill fressen kann, sind unter den Krillkonsumenten zu finden.
Pinguine konsumieren normalerweise maximal ein Kilogramm Krill pro Tag, aber manchmal auch mehr als das. Ein
Fall ist bekannt, wo man im prall gefüllten Magen eines Adéliepinguins, der im Ross Meer gefangen wurde,
nicht weniger als 4200 Exemplare von Euphausia superbar gefunden hat.
Praktisch alle antarktischen Nahrungsketten basieren auf Euphausia superba und des ist daher nicht
verwunderlich, dass der massive Fang dieser Krebse durch den Menschen die Ökosysteme der Antarktis und des subantarktischen
Ozeans gefährdet. Obwohl Euphausia superba mit einer geschätzten Anzahl von 600 Billionen Individuen
zu den am häufigsten vertretenen Tierarten der Erde gehört, wirken sich Fangquoten
von 500000 Tonnen pro
Jahr z.T. deutlich auf die Tiere aus, die sich praktisch ausschließlich von Euphausia superba ernähren.
So fressen zum Beispiel die Millionen Zügelpinguine, die auf den South Sandwich Islands leben, täglich 4000
Tonnen Krill, was ungefähr 3,6 Milliarden Krebsen entspricht. Trotz des Großkonsums von Euphausia superba durch
Zügelpinguine, Adéliepinguine, Finnwale und Blauwale sowie einige Robben und den Menschen, blieb der Krillbestand über viele
Jahre hinweg konstant und nahm Anfang des 20. Jahrhunderts wegen das massiven
Walfangs sogar stark zu, wodurch sich auch die Zügelpinguin-,
Adéliepinguin und Kaiserpinguinpopulation erhöhte.
In den letzten Jahren ist jedoch ein kontinuierlicher Rückgang in den Krillbeständen zu verzeichnen, der, so wird vermutet,
in Verbindung mit den vermehrt auftretenden warmen Wintern der letzten Jahre steht. Denn Euphausia superba
zieht sich normalerweise im Winter unter das Packeis zurück um sich von Algen an der Unterseite des Eises
ernährend fortzupflanzen. Zwei mal legt das Weibchen zwischen 10 und 300 000 Eiern ab, die auf den Grund des
Meeres absinken, wo sich die Larven des Antarktischen Krills entwickeln. Es dauert zwischen zwei und drei Jahren,
bis die Larven die Oberfläche und ihre entgültige Größe erreicht haben.
Es gilt als sicher, dass sich der Antarktische Krill nur in kalten Wintern erfolgreich fortpflanzen kann,
da Euphausia superba den Schutz einer ausgedehnten Packeisfläche und die darunter
wachsenden Algen dazu
benötigt. Wärmere Winter - und solche häufen sich in der Westantarktis und auf der Antarktischen Halbinsel -
sind zur Fortpflanzung des Krills nicht gut geeignet und sorgen nur für geringe Nachkommenzahlen. Im Zeitraum
1994 - 2004 gab es beispielsweise nur drei geeignete Winter, 1971 - 1981 immerhin noch acht.
Obwohl Euphausia superba noch lange nicht vom Aussterben bedroht ist, stellt diese Entwicklung
jedoch eine Herausforderung für die Pinguine dar, die die immer selteneren und kleineren Schwärme
in der Weite des Ozeans finden müssen. Während moderne Fangschiffe mit Sonar oder Echolot die
Schwärme orten, können sich Pinguine nur auf den Nutzen der Gruppe vertrauen.
Da Pinguine ihre Beute nur mit Glück in der weite des Meeres finden
können, jagen sie bevorzugt in Gruppen von einem oder zwei Dutzend Individuen und können so auch von den Zufallsentdeckungen
der anderen Koloniemitglieder profitieren.
Allerdings hat sich gezeigt, dass beispielsweise Adéliepinguine mittlerweile viel längere Schwimmstrecken
zurücklegen müssen, um Beute zu machen, als noch vor zwei Jahrzehnten, bei gleichzeitigem Absinken
der Wahrscheinlichkeit für einen Bruterfolg um 11 %.
Obwohl Krill nicht ganz schutzlos den Pinguinen und anderen Tieren ausgeliefert ist - er
kommt meistens
nachts zum Fressen an die Wasseroberfläche und verschwindet tagsüber in Wassertiefen zwischen 200 und 600 Metern, die
die maximale Tauchtiefe von vielen Pinguinarten übersteigen - versagt diese Taktik doch oft genug um neben
Walen und Robben auch rund 45 Millionen Pinguine des Südmeeres zu ernähren.