Wie bereits erwähnt haben die Pinguine im Laufe der Evolution ihre Flugfähigkeit gegen
die Möglichkeit eingetauscht, tiefer und länger zu Tauchen als alle anderen Seevögel. Sie
können also Beute erreichen, die sich in größerer Tiefe als zehn Meter befindet, was die
größte von flugfähigen Seevögeln erreichte Tauchtiefe ist.
Sie vermeiden daher interspezifische, also außerartliche Konkurrenz dadurch, dass sie sich
auf Nahrung spezialisiert haben, die von anderen Vögeln nicht erreicht werden kann.
Bei den großen Pinguinkolonien, die teilweise mehr als eine Million Tiere umfassen, ist
jedoch das Problem der innerartlichen (intraspezifischen) Konkurrenz größer. Während der
Brutzeit schrumpft die Zeit, die die erwachsenen Pinguine auf See verbringen kurz nach dem
Schlüpfen der Jungen auf ein Minimum. Die Jungen sind auf regelmäßige Fütterungen angewiesen,
was den Radius des Umkreises, in dem Pinguine nach Nahrung suchen sehr einengt, müssen sie
doch nach spätestens acht bis zehn Stunden in der Kolonie zurück sein. Es gibt zwar einige
Ausnahmen zu dieser Regel (Kaiserpinguin), aber die meisten Pinguinarten füttern ihre
Jungen in einem stetig roulierenden System, in dem jeder Partner regelmäßig zur Futtersuche
aufbrechen muss.
Bedenkt man, dass sich mehr oder weniger zeitgleich der Umkreis, in dem die Pinguine ihre
Beute fangen einengt, da die Jungen meistens innerhalb weniger Tage schlüpfen, dann wird
das Problems der innerartlichen Konkurrenz deutlich. Tausende erwachsener Pinguine, müssen
innerhalb einer kurzen Zeitspanne genug Nahrung für sich und für ihr Küken bzw. ihre
Küken erbeuten und das in einem kleinen Gebiet rund um die Kolonie.
Neben der richtigen innerartlichen Konkurrenz macht den Pinguinen auch die Konkurrenz durch
andere Pinguinarten Probleme. Denn für diese gilt nicht, wie für flugfähige Seevögel ein
Limit der Tauchtiefe von zehn Metern.
So sind nur wenige Plätze für die Entstehung von Kolonien geeignet, weshalb auf
der Antarktischen Halbinsel stellenweise alle drei Arten der Gattung Pygoscelis,
also Adéliepinguin, Eselspinguin und Zügelpinguin bunt durchmischt in einer Kolonie brüten und
sich von ähnlicher Beute ernähren. Nicht anders geht des den Pinguinen auf den
Falklandinseln, wo Eselspinguine, Magellanpinguine, Felsenpinguine und Königspinguine
am gleichen Strand ins Meer gehen und näher als einen Kilometer voneinander brüten.
Je enger die Verwandtschaft der Arten ist und je näher sie zusammen leben, desto größer ist
das Problem der Konkurrenz durch andere Pinguinarten. Sind Arten nur weitläufig miteinander
verwandt, die der Königspinguin und der Adéliepinguin, dann tritt auch zwischen diesen Arten
ein Unterschied in der größtmöglichen Tauchtiefe auf, der einen Teil der Konkurrenz abmildern
kann. Schwieriger ist das Problem der Konkurrenz zwischen nahe Verwandten Arten, die dem Adéliepinguin
und dem Zügelpinguin. Hier sind die unterschiede in der durchschnittlichen Tauchtiefe gering und damit
auch die Art der Beute, der Ort des Beutefangs und auch die Zeitspanne des Beutefangs sehr ähnlich. Hier
wird Konkurrenz teils vermieden, indem die Pinguine zu unterschiedlichen Tageszeiten jagen, beispielsweise
die Adéliepinguine am Tag und die Zügelpinguine in der Nacht. Die Zügelpinguine können trotz ihrer
relativ guten Anpassung an das Sehen bei wenig Licht und trotz der Bioluminiszenz der meisten
Beutetiere (siehe "Jagd bei Dunkelheit") bei Nacht weniger gut jagen, als die Adéliepinguine bei
Tag. Dieser Nachteil gleicht sich aber wieder durch die verminderte Gefährdung
durch Fressfeinde aus,
denen Pinguine in der Nacht ausgesetzt sind.
Ebenfalls zur Verminderung der innerartlichen bzw. innerfamiliären Konkurrenz, die bei nahe zusammenliegenden Kolonien
praktisch zwangsweise auftritt, trägt die Tatsache bei, dass Pinguine bezüglich ihrer Nahrung
zu den Generalisten zählen und
praktisch alles fressen, was die richtige Größe hat. So fangen Zwergpinguine
29 verschiedene
Fischarten und eine Tintenfischart. Der Brillenpinguin frisst 26 Fischarten und 18 verschiedene
Arten von Krill und kleinen Krebsen. Der Königspinguin frisst immerhin 17 verschiedene Tintenfischarten
und 4 verschiedene Arten Krebse. Die Pinguine sind also nicht auf eine Art Beute angewiesen, was
die Möglichkeiten vergrößert, bei Mangel auf eine andere Art Beute auszuweichen.
Außerdem vermeiden nahe verwandte Pinguine Konkurrenz durch einen unterschiedlichen
Beginn der Brutzeit, der mit einem unterschiedlichen Zeitpunkt des Schlüpfens einhergeht,
sodass die verschiedenen Arten nicht zeitgleich auf das Nahrungsangebot in der unmittelbaren
Nähe zu Kolonie angewiesen sind. Auf den Antipoden beispielsweise beginnen die Kronenpinguine
ihre Brutzeit fünf Wochen vor den Felsenpinguinen und auch auf den Macquarie Inseln beginnen die
Golfschopfpinguine vor den Felsenpinguinen mit der Brut.
So nutzen die Vögel die Nahrungsressourcen weitgehend abwechselnd und versuchen nicht, ihre Küken
zeitgleich aufzuziehen, was auch die anschließende Mauser der Erwachsenen in den gleichen
Zeitraum verlegen würde. Während die einen also zur Mauser an Land bleiben und nicht ins
Meer können, essen sich die anderen kurz nach dem ihre Küken flügge geworden sind, eine
Fettschicht für die danach folgende Mauser an.
Die interfamiliäre und innerartliche Konkurrenz ist wahrscheinlich zwischen den Pinguinen
der Gattung Pygoscelis am größten. Denn alle drei Arten nisten so weit im Süden, dass
der Sommer zu kurz ist, um die Brutzeiten deutlich getrennt zu staffeln. Die Notwendigkeit,
praktisch zeitgleich zu brüten, führte zu einer Variabilität bezüglich den Nahrungsgründen.
Adéliepinguine suchen in der Regel einem etwa 50 km entfernten Bereich um eine Kolonie ihre
Kolonie, während die Zügelpinguine einen Radius von 35 km abdecken und Eselspinguine 20 km
von der Kolonie jagen. In guten Jahren allerdings, ist ihre Hauptbeute der Antarktische Krill
Euphausia superba so häufig, dass Konkurrenz selbst bei derart vielen Pinguinen
keine Rolle spielt. Nicht zuletzt der massive Walfang und der damit verbundene
Rückgang des Walbestandes seit rund 200 Jahren hat dazu beigetragen,
dass die Population dieser krillfressenden Pinguine deutlich zugenommen hat.