Pinguine als Touristenmagnet

Auf der anderen Seite, können heutzutage Pinguine von Touristen auch zu Tode geliebt werden. Der Antarktistourismus begann im Jahr 1970 mit dem Abenteuer - Kreuzfahrtschiff "MS Lindblat Explorer". Seit dieser Zeit strömen jedes Jahr mehr und mehr Touristen auf den weißen Kontinent und die subantarktischen Inseln, um exklusive Fotomotive zu finden. In der 1995-1996 Touristensaison kamen auf 15 Schiffen insgesamt 9212 Passagiere in die Antarktis und alle wollten sie Pinguine sehen. In der Saison 2006/2007 kamen laut der International Association of Antarctica Tour Operators bereits 37552 Touristen, in der Saison davor waren es "nur" 29823. Für die nächsten Jahre wird ein weiterer Anstieg prognostiziert.

Dieser Touristenstrom hat eine massive Zerstörung der Ökosysteme zur Folge, insbesondere kleinste, auf Steinen wachsende Pflanzen leiden erheblich. Viele Jahre stritten Wissenschaftler darüber, ob dieser Touristenstrom einen Einfluss der Pinguinpopulation hat und wie groß dieser ist. Obwohl immer noch nicht alle Fragen endgültig geklärt sind, stellt die Langzeitstudie von Melissa Giese vom Australian Government Department of the Environment and Heritage (DEH) über den Bruterfolg von Adéliepinguinen einen Meilenstein bezüglich dieser Fragen dar. Sie untersuchte den Einfluss von Besuchen durch Wissenschaftler und Touristen in Kolonien auf Bruterfolg von Adéliepinguinpaaren. Sie kam zu dem Schluss, dass sowohl der Besuch der Kolonien durch Wissenschaftler als auch die Begegnung mit Touristen einen großen Einfluss auf den Bruterfolg hat. Besonders in kleinen Kolonien fiel die Störung ins Gewicht. Hier stieg die Wahrscheinlichkeit, dass ein Pinguinpaar eines von Touristen oder Wissenschaftlern besuchten Nestes ein Küken nicht erfolgreich aufziehen konnte um 72% im Vergleich zu einem unbesuchten Paar. In größeren Kolonien war bei dem gleichen Versuch ein Anstieg um 11% zu verzeichnen.
In beiden Fällen lenkten Wissenschaftler oder Touristen die Erwachsenen entweder so lange ab, dass eine Skua sich das unverteidigte Küken oder Ei schnappen konnte oder veranlassten durch massive Störungen die Elterntiere dazu, ihr Nest zu verlassen und die Brut abzubrechen.
In einer weiteren Studie erfasste Sie in Zusammenarbeit mit der Avian Demography Unit der Universität Kapstadt die Veränderung der Freqeuenz des Herzschlags bei verschiedenen Störungen. Mit Hilfe von falschen Eiern, die Sensoren zur Messung der Schlagfrequenz enthielten und die man brütenden Brillenpinguinen untergeschob, konnte man zeigen, dass die Tiere deutlich gestresster und ängstlicher auf den Kontakt mit Menschen als mit Skuas, ihren natürlichen Feinden, reagieren, insbesondere wenn sich Menschen sich näher als zehn Meter an die Tiere heranwagten.