Wann die erste Begegnung zwischen Pinguinen und europäischen Seefahrern
stattfand, ist nicht überliefert. Wahrscheinlich waren es
portugiesische Seefahrer, die als erste Kontakt mit Pinguinen hatten,
als ihre Schiffe vor 1500 immer weiter an der westafrikanischen Küste
nach Süden vordrangen und schließlich sogar das Kap der guten Hoffnung
umrundeten. Die in diesen Regionen heimischen Brillenpinguine könnten also die ersten
gewesen sein, die von europäischen Seefahrern gesichtet worden sind.
Tatsächlich wird im Tagebuch Vasco da Gamas eine Begegnung mit Brillenpinguinen vor
Südafrika am 25. November 1497 verzeichnet.
Die erste ausführlichere Erwähnung von Pinguinen findet sich in den Aufzeichnungen
von Antonio Pigafetta, einem Italiener, der die Seetagebücher der Weltumrundung
Fernando Magellans führte. Er schreibt Anfang 1520 über die
in der Nähe des Kap Horns gesichteten Magellanpinguine, die
er jedoch als Gänse bezeichnet:
Wir kamen zu zwei Inseln, voll von Gänsen. [...]
Es gab sie in solchen Mengen, dass wir in nur einer Stunde die Laderäume unserer
fünf Schiffe komplett mit ihnen füllen konnten.[...] Ihr Fleisch ist so tranig, dass
ich nur wenig davon verzehren konnte."
"Sie [die Gänse] sind schwarz und weiß, ernähren sich
von Fisch. Sie besitzen aber keine Federn und haben den Schnabel einer Krähe.".
Obwohl es Antonio Pigafetta entgangen ist, dass Pinguine sehrwohl Federn besitzen, ist
diese Beschreibung schon vergleichsweise genau. Andere Quellen aus dem 16. Jahrhundert
sind nicht so exakt.
Die eine weitere Erwähnung von Pinguinen findet sich in den Schriften des
Entdeckers und Freibeuters William Dampier, der in seinem 1699 ergänzten Weltumrundungstagebuch
"A New Voyage around the World" über Pinguine schrieb:
Es gibt viele Pinguine auf dieser Insel, die gleichen,
die ich in gewaltiger Zahl in den Südmeeren und am Kap der Guten Hoffnung gesehen habe. Ihr
Fleisch schmeckt durchschnittlich, aber ihre Eier sind hervorragend."
Egal wo die ersten Entdecker und Seefahrer Pinguine antrafen, sie sahen in ihnen in erster
Linie einen praktisch unerschöpflichen Vorrat an frischen Nahrungsmitteln. Nach monatelangen
Überfahrten, am Rande des Verhungerns und von Skorbut heimgesucht, jagten die
europäischen Seefahrer Pinguine, wo auch immer sie diese leichte Beute antrafen und verarbeiteten
die Tiere zu Öl oder aßen das Fleisch und die Eier.
Ein bevorzugter Platz für die Verproviantierung der Schiffe, waren die Falklandinseln, die aus
gutem Grund auch Pinguininseln genannt wurden. Dieses Archipel, das wahrscheinlich um 1590 von Sir Richard
Hawkins entdeckt wurde und das ungefähr die Größe Belgiens oder Taiwans hat, war bis Mitte des 18.
Jahrhunderts unbewohnt. 1764 gründete der berühmte französische Entdecker, Seefahrer und Mathematiker
Louis Antoine de Bougainville eine Kolonie auf der größeren
Ostinsel, deren Hauptstadt er nach König Ludwig XV. Port Louis nannte - dass Pinguine und ihre Eier schnell eine bevorzugtes
Grundnahrungsmittel für die Kolonisten wurden, bedarf eigentlich keiner speziellen Erwähnung.
Mehrmals hat der Entdecker sogar Feuer gelegt, um einige Gebiete der Insel von Pinguinen zu befreien.
Von dieser Tat erzählt der 1770 veröffentlichte Reisebericht
"L’Histoire d’un voyage aux Isles Malouines"
von Dom Pernetty:
"Die Insel, die de Bourgainville im Flammen setzte, wurde zuerst
wegen der Vielfalt an Pinguinen auch Pinguininsel genannt. Es gab so viele, dass mehr als
290 Tiere in dem Feuer umkamen und trotzdem waren noch unzählbar viele übrig, egal wohin
wir uns wandten.".
Doch auch an anderen Orten und noch für viele Jahre dienten Pinguine den ersten Entdeckern als
Nahrungsmittel für ihre langen Überfahrten. Der englische Seefahrer James Cook
schrieb über die Pinguinjagd seiner Leute während seiner zweiten Expedition ins Südmeer 1775:
"Die gefangenen Pinguine hatten
die Größe von kleinen Gänsen und gehörten jener Art an, die am häufigsten rund um die
Magellanstraße anzutreffen sind.[...] Wenn wir eine ganze Schar eingekreist hatten und
die ersten Tiere töteten, gingen die Pinguine plötzlich zum Angriff über. Tapfer rannten
sie alle gegen uns an, bissen uns in unsere Beine und in unsere Kleider. Dann ließen
sie auf einmal von uns ab und trotten mit ernster Miene davon, ihre vielen Toten einfach
auf dem Schlachtfeld zurücklassend."
1840 fasste der französische Forscher und Entdecker Jules-Sébastien-César Dumont d'Urville in seinem Werk
Voyage au Pole Sud et dans l’Océanie
die Behandlung der Pinguine durch die europäischen Kolonisten und Entdecker mit folgenden
Worten zusammen:
"Diese armen Tiere, die nichts und niemanden fürchten mussten, als
Unersättlichkeit der antarktischen Robben werden nun von den Europäern ausgebeutet, die
es in den Hafen der Falklandinseln zieht."