Unterwegs an Land

Wie bereits erwähnt, gibt es zwei Situationen, wenn Pinguine das Land aufsuchen, nämlich zur Balz, Paarung, Eiablage und Jungenaufzucht einerseits und zur Mauser andererseits. Daneben ruhen sich Pinguine auch gelegentlich an Land aus, dazu begeben sie sich aber nicht sonderlich weit vom Meer weg.

Besonders für die Brut legen einige Pinguine extreme Strecken zurück, um zu ihren Nistplätzen zu gelangen. Kaiserpinguine brüten beispielsweise ausschließlich auf festem Land in der Antarktis, müssen aber, um dies zu erreichen, den Schelfeisgürtel überwinden der die Antarktis ganzjährig mit jahreszeitlich variierender Breite umgibt. Wenn die Pinguine zur Partnersuche und Paarung bei den Brutplätzen eintreffen, ist er meist nur wenige Kilometer breit. Wenn die Kaiserpinguinweibchen nach der Eiablage im antarktischen Herbst ins Meer zurückkehren, dann ist er an vielen Stellen schon auf eine Breite von 50 Kilometern oder mehr angewachsen. Da Eislöcher in der Nähe des Brutplatzes selten sind, müssen die Kaiserpinguine gelegentlich über einhundert Kilometer zurücklegen, um offenes Wasser zu erreichen. Obwohl die Entfernungen je nach Kolonie und Strenge des Winters variieren, legen die Kaiserpinguine im Schnitt 30 km Wegstrecke zurück, um vom Nistplatz ins Meer zu gelangen.
Nicht anders geht es den Adéliepinguinen. Obwohl sie im Gegensatz zu den Kaiserpinguinen nicht während des antarktischen Winters brüten, sondern während des kurzen antarktischen Sommers, sind auch sie darauf angewiesen, größere Distanzen an Land zurückzulegen. Denn Adéliepinguine brüten praktisch nur an im Sommer eis- und schneefreien Stellen, die sie meist nur durch einen längeren Fußmarsch erreichen.
Kaiserpinguin rutscht auf dem Bauch.

Foto: Meike Meißner

Warum watscheln, wenn es auf dem Bauch schneller geht ? Allerdings leidet das Gefieder unter dieser Fortbewegungsweise.


Allerdings ist es für Pinguine mit einigen Strapazen verbunden, diese Distanzen zurückzulegen, denn aufgrund ihrer Anpassung an das Leben im Meer, verfügen sie nur über kleine, weit hinten liegende Füße. Was im Wasser die stromlinienförmige Körperform perfekt abrundet, erweist sich für ein Leben an Land als eher hinderlich. Die kleinen Füße und die kurzen Beine erlauben den Pinguinen nur kleine Trippelschritte, weshalb es besonders bei den Eselspinguinen oft den Anschein hat, als würden sie beim Gehen beinahe umkippen. Tatsächlich bewegen sich Pinguine jedoch sehr sicher auf ihren Füßen, auch wenn sie gelegentlich eine andere Fortbewegungsweise vorziehen: das Rutschen auf ihrem Bauch. Aus Gründen der Energieeffizienz und der Geschwindigkeit ziehen es Kaiserpinguine oder Adéliepinguine gelegentlich vor, einen Teil der Strecke zu ihren Brutplätzen auf dem Bauch schlitternd zurückzulegen. Dazu legen sich die Pinguine auf ihren Bauch und rutschen, die Brustflossen zum Balancehalten ausgestreckt, über das Eis. Für den nötigen Schub sorgen sie nur mit ihren Füßen, mit denen sie sich abwechselnd vom Untergrund abstoßen.
Diese Fortbewegungsweise erlaubt es ihnen, sich, abhängig von der Neigung des Geländes und des Gleitreibungskoeffizienten des Schnees, sich wesentlich schneller fortzubewegen, als das zu Fuß möglich wäre. Das Schlittern auf dem Bauch erlaubt es ihnen darüber hinaus noch, sich wesentlich energiesparender fortzubewegen und vermeidet ein Einsinken in pulvrigem Schnee. Allerdings schadet diese Fortbewegungsweise ihrem Gefieder, das ausschlaggebend für eine gute Fortbewegung unter Wasser ist. Obwohl sie also an Land Energie durch diese Fortbewegungsweise sparen, verbrauchen sie auch wieder Energie durch zusätzliche Gefiederpflege. Auch andere Pinguinarten greifen auf diese Fortbewegungsweise zurück - aber nicht um Energie zu sparen. Da Pinguine an Land eigentlich keine natürlichen Feinde fürchten müssen, sind sie eigentlich auch nicht darauf angewiesen, sich an Land schnell fortbewegen zu müssen. Sollte es Pinguinen aber dennoch in einer Situation ratsam erscheinen, sich schnell zu entfernen, dann benutzen manche, wie der Zwergpinguin oder der Magellanpinguin, ebenfalls den Bauch - vorausgesetzt es handelt sich um einen sandigen oder körnigen Untergrund, der rutschig genug dazu ist. Allerdings "schalten" sie dann auch den "Vierradantrieb" ein, benutzen also Füße und Flossen, um den nötigen Schub für eine schnelle Fluch zu erreichen, während die Kaiser und Adéliepinguine wohlgemerkt ihre Flossen nicht einsetzen, um sich vom Boden abzudrücken. Um sich abzudrücken, schlagen der Magellanpinguin oder der Zwergpinguin wie ein Schmetterlingsschwimmer zeitgleich mit beiden Flossen und drücken sich zusätzlich mit einem Fuß ab. Erst beim nächsten Flossenschlag kommt auch der andere Fuß zum Einsatz - dann allerdings ebenfalls allein. Während einer solchen Flucht können die Pinguine auch über Grasbüschel oder Felsen hinwegrutschen und dabei kurzeitig Geschwindigkeiten von 8 m/s erreichen und damit fast so schnell werden, wie ein Mensch laufen kann.