Erst im Wasser erweist sich die perfekte Anpassung des Pinguins an seinen Lebensraum. Denn das Meer
ist zweifellos das eigentliche Element des Pinguins, so verbringen eine Arten mehr als 2/3 ihrer Lebenszeit
im Wasser. Brillenpinguine halten sich manchmal so lange im Wasser auf, dass Algen auf ihrem Rücken
wachsen und Dickschnabelpinguine oder Kronenpinguine verbringen gelegentlich so viele Wochen auf offener See, sodass
sich Seepocken im längeren Schwanzgefieder einnisten können.
Schwimmen ist das, was ein Pinguin verständlicherweise am Besten kann. Ein leichter
Auftrieb ermöglicht
es Pinguinen, ohne Anstrengung an der Oberfläche zu treiben, aber dennoch können sie praktisch genauso leicht
abtauchen. Wenn sie sich an der Oberfläche aufhalten, paddeln sie meist wie Enten mit ihren Füßen, deren
drei Zehen mit Schwimmhäuten verbunden sind und die so eine große Fläche erreichen. Allerdings ist
dieses Schwimmen langsam und verbraucht vergleichsweise viel Energie. Fünf mal mehr, als bei gleicher
Geschwindigkeit unter Wasser zu schwimmen.
Deshalb tauchen Pinguine auch ab, wenn sie längere Strecken zurücklegen müssen. Wenn die Pinguine in
drei bis fünf Metern Tiefe durch das Wasser schießen, den Kopf zwischen
die Schultern geduckt, dann
erreichen sie eine fast perfekte Torpedoform, die es ihnen erlaubt, durch einen geringen Schwimmwiderstand
Energie zu sparen. Als Antrieb fungieren hier die steifen Flossen des Pinguins, die von einer kräftigen
Rücken- und Brustmuskulatur bewegt wie bei einem fliegenden Vogel auf und ab schlagen. Nicht ganz unberechtigt
ist daher der Begriff "Unterwasserflug" für diese Art der Fortbewegung.
Pinguine sind Unterwasser erstaunlich agil. Ihr beweglicher Körper erlaubt ihnen präzise Richtungswechsel
trotz hoher Geschwindigkeiten. Ihr Schnabel, ihr Schwanz und ihre Füße ermöglichen ihnen scharfe
Kurven und haarsträubende Richtungswechsel so schnell oder sogar noch schneller als die meisten
ihrer Beutetiere diese vollführen können. Dies ist wichtig, soll die Beute den Pinguinen nicht entkommen.
Die eigentliche Jagd gliedert sich bei Pinguinen nämlich in drei Teile. Tauchen, Fressen und zur Oberfläche
zurückzukehren. Pinguine tauchen zügig im 45 Grad Winkel ab, um eine möglichst große Tauchtiefe zu
erreichen. Dann suchen sie aus der Tiefe nach Beute, die sich gegen die helle Oberfläche als dunkle
Schatten abzeichnet oder die oberflächenlichtreflektierend sogar silbrig erscheint. Dann
attackiert der Pinguin seine Beute und je nach Art, Größe und Geschwindigkeit der Beute meistens von unten. Handelt
es sich um einen Schwarm kleinerer Beutetiere, dann schnappt der Pinguin meist wild um sich und verschlingt
alles, was er in den Schnabel bekommt. Bei größerer Beute geht der Pinguin meist in eine Einzelverfolgung
über, das heißt er versucht ein spezielles Beutetier vom Schwarm zu isolieren, wobei eine überlegene
Geschwindigkeit und eine bessere Manövrierfährigkeit von herausragender Bedeutung für einen erfolgreichen
Abschluss der Jagd ist.
Obwohl es gelegentlich scheint, als würden Pinguine wesentlich schneller schwimmen, haben neuere
Messungen mit Haftsensoren gezeigt, dass selbst die schnellsten Schwimmer unter den Pinguinen, die
Kaiserpinguine und Königspinguine, selten mehr als 14 km/h schwimmen. Kaiserpinguine erreichen gelegentlich
zwar gelegentlich Spitzengeschwindigkeiten von 18 km/h, aber schneller schwimmen die Eselspinguine,
die kurzzeitig Spitzengeschwindigkeiten von 27 km/h erreichen können. Allerdings sind
Eselspinguine normalerweise wesentlich langsamer unterwegs als die Kaiserpinguine.
Deren übliche Geschwindigkeit beträgt meistens 11 km/h, mittelgroße Pinguine wie der Adéliepinguin
schaffen immerhin 9 km/h und der kleinste Pinguin, der Zwergpinguin kommt auf Durchschnittsgeschwindigkeiten von 2 km/h,
obwohl auch Zwergpinguine auf 8,5 km/h beschleunigen können, wenn dies nötig ist. Damit ist der Zwergpinguin
relativ zu seiner Körpergröße und Masse der am schnellsten schwimmende Pinguin.
Obwohl die Geschwindigkeiten, mit denen Pinguine im Wasser unterwegs sind, nicht besonders schnell zu sein scheinen
, gilt es jedoch zu berücksichtigen, dass der Widerstand
im Wasser verglichen mit dem Luftwiderstand um sieben mal größer ist. So schaffen die besten menschlichen
Schwimmer auf kurze Strecken 8 km/h, sind also noch etwas langsamer als einige Pinguine bei normaler Geschwindigkeit.
Obwohl der Eselspinguin mit seinen 27 km/h Spitze der am schnellsten schwimmende Vogel überhaupt ist,
wird er problemlos von einem Seelöwen eingeholt, der es immerhin auf 32 km/h Spitzengeschwindigkeit bringt
und diese auch länger durchhalten kann, als der Eselspinguin seine
Höchstgeschwindigkeit.
Wohl aus diesem Grund haben Pinguine noch eine andere Schwimmtechnik entwickelt, die ihnen dabei
hilft, diesen Nachteil gegenüber ihren Feinden wieder wett zu machen: Besonders in der Nähe der
Küste springen auch Pinguine - wie das von Tümmlern bekannt ist - immer wieder aus dem Wasser, um nach einem
Meter wieder einzutauchen. Nach einigen Metern Schwimmstrecke unter Wasser setzen sie erneut zum Sprung an.
Diese Technik erlaubt ihnen das Luftholen, ohne an Geschwindigkeit zu verlieren und Luft, die sich an den Federschäften festsetzt, hilft ihnen, den Wärmeverlust im Wasser zu minimieren.
Es ist außerdem vorteilhaft für die Pinguine, da sie in dem Moment in dem sie aus dem Wasser springen, außerhalb des
Sichtbereichs eines lauernden Feindes sind. Wenn die Pinguine kurz nach dem Eintauchen schnell
die Richtung ändern, ist es für einen Jäger schwierig, ihnen zu folgen.
Das diese Taktik durchaus erfolgreich sein kann zeigen Beobachtungen von Forschern auf den Falklandinseln.
Während einer wilden Verfolgungsjagd, bei der beide - Mähnenrobbe und Eselspinguin - so schnell wie
möglich schwammen, konnten die Forscher beobachten, dass beide regelmäßig aus dem Wasser sprangen
und wieder eintauchten, obwohl sie selten zeitgleich in der Luft waren. Während die Mähnenrobbe in
der Luft war, änderte der Pinguin oft abrupt seine Schwimmrichtung, sodass die Robbe nach dem Eintauchen
einige Sekundenbruchteile benötigte, um ihre Beute wieder auszumachen und die Verfolgung wieder aufzunehmen.
Dies mag der Schlüssel zum
letztendlichen Erfolg des Pinguins gewesen sein, der an diesem Tag noch mal sicher den Strand erreichte,
da die Mähnenrobbe nach ca. einer halben Stunde die Jagd aufgab.