Vor 62-60 Millionen Jahren tritt in Neuseeland der erste "echte" fossile Pinguin auf, der Waimanu ("Wasservogel") getauft wurde
und von dem zwei Arten (
Waimanu manneringi,
Waimanu tuatahi) bekannt sind,
deren Vertreter ziemlich sicher nicht mehr Fliegen konnten. Ungefähr zur selben Zeit datieren auch die
ältesten fossilen Pinguinfunde aus Südamerika, die noch keiner Art zugeordnet wurden, in der Literatur
als CARDIC P 21 bezeichnet werden und zu einem Pinguin von der ungefähren Größe eines Kaiserpinguins gehört haben.
Seine stammesgeschichtliche Verbindung zu Waimanu ist unklar und auch, ob die auf Feuerland gefundenen
Knochen zu vereinzelten Exemplaren gehörten, oder ob die mit Sicherheit nicht mehr flugfähigen Tiere dort
in in großer Zahl vorkamen.
Nachdem diese frühen Vorfahren der Pinguine den Schritt zur Flugunfähigkeit endgültig vollzogen hatten,
konnte sich ihr Körper besser an das Leben im Meer anpassen.
Die Natur hatte völlig freie Hand, die Körperform der Pinguinvorfahren zu verändern, die Beschaffenheit
der Gewebe und des Skeletts zu modifizieren und den Vogel somit so energieeffizient
wie möglich werden
lassen. Die Beine verlagerten sich im Lauf der Zeit weiter nach hinten, um beim Schwimmen
stromlinienförmigere Körperkonturen zu erreichen. Da sich die Pinguine unter Wasser durch ihre Brustflossen
antreiben, konnten sich die Füße umbilden, ohne die Antriebskraft der Pinguine unter Wasser zu
beeinträchtigen.
Kurz nach den Dinosauriern starben auch die meisten Meeresreptilien aus. Da sie sich ebenfalls
von Fisch, Krill und Tintenfischen ernährt hatten, verschwanden Nahrungskonkurrenten der flugunfähigen
Vorfahren der Pinguine. Sie machten Ökologische Nischen frei, in die die Pinguinvorfahren eindringen
konnten. Da die Pinguinvorfahren um Beute, die nahe der Wasseroberfläche zu fangen war, in Konkurrenz
mit ihren engen Verwandten, den flugfähigen Vorfahren der Sturmtaucher und Albatrosse standen, war die
Entwicklung der Pinguine in die Nischen der ausgestorbenen Meeresreptilien begünstigt.
Je besser die Pinguinvorfahren das Tauchen erlernten, desto konkurrenzloser im Bezug auf andere
Arten wurden sie auch, weshalb sich ihre Knochen mit der Zeit abflachten und die Lufträume, die
kennzeichnend für fliegende Vögel sind, verschwanden. Je weniger Auftrieb sie hatten, desto
leichter und desto tiefer konnten sie tauchen und neue Nahrungsquellen erschließen.
Vor ungefähr 37 Millionen Jahren hatte sich die Urpopulation bereits in mehrere Arten aufgespalten, was dadurch
begünstigt wurde, dass Pinguine im Oligozän die dominanten warmblütigen (homoiothermen) Jäger
von Fisch, Krill und Tintenfisch waren.
Pinguine waren während des Oligozäns in der Antarktis, in Australien, Südafrika und an der
heutigen Südspitze
Südamerikas verbreitet und besiedelten eine Reihe von Inseln die zwischen diesen Kontinenten lagen.
So ungefähr vor 30 Millionen Jahren erreichten die Pinguine ihre größte Artenvielfalt. Ingesamt 40
fossile Arten sind aus dieser Zeit bekannt, die man in 18 Gattungen unterteilt. Bemerkenswert daran
ist, dass von diesen 40 fossilen Arten mindestens 26 größer als die heute lebenden Kaiserpinguine
gewesen sind.
Fossile Pinguingattungen
Gattung |
Anthropodyptes |
Anthropornis |
Archaeospheniscus |
Arthrodytes |
Chubutodyptes |
Dege |
Delphinornis |
Duntroonornis |
Insuza |
Korora |
Marplesornis |
Nucleornis |
Pachydyptes |
Palaeeudyptes |
Palaeospheniscus |
Paraptenodytes |
Platydytes |
Pseudaptenodytes |
Wimantornis |
Diese enorme Größe war besonders durch eine erste Abkühlung der Antarktis begünstigt, die erst vor 19 Millionen
Jahren für weitere 15 Millionen Jahre wieder durch eine Erwärmung
unterbrochen wurde. Kalte Umgebungen
bevorteilen nämlich im Allgemeinen eher größere Lebewesen, sofern genug Nahrung zur Verfügung steht.
Dies war vor rund 30 Millionen Jahren der Fall, weshalb sich eine derart große Artenvielfalt von
Riesenpinguinen ausbilden konnte. Sie hatten den Vorteil, im Wasser nicht so schnell auszukühlen, wie
kleinere Exemplare und solange genug Nahrung zur Verfügung stand, war die Größe kein Nachteil für sie.
Auf Seymour Island beispielsweise, vor der Antarktis gelegen, finden sich aus dieser Zeit Fossilien von allein 14 Arten.
Die größten je gefundenen Pinguinfossilien werden der Art
Anthropornis nordenskjoeldi zugeschrieben,
die eine Größe von 170 cm erreichte und ungefähr 125 kg auf die Waage brachte, aber auch andere
Arten wurden vergleichbar groß.
Vor ungefähr 25 Millionen Jahren, nach Beginn des Miozän verschwinden allmählich diese großen
fossilen Arten und sterben langsam aus. Vor 20 Millionen Jahren gab es keinen Pinguin mehr, der
größer als 70 cm wurde. Worauf diese Entwicklung zurückzuführen ist, ist umstritten. Durchaus plausibel
klingt jedoch die Erklärung, dass das Auftreten von den ersten Meeressäugern das gute Leben des Pinguin
Clans beendete. Die Riesenpinguine sahen sich plötzlich der Nahrungskonkurrenz durch Robben (
Pinnipedia) und Wale (
Cetacea)
ausgesetzt.
Die Körpergröße der Riesenpinguine verhinderte zwar, dass sie von größeren Robben gefressen werden
konnten, aber diese wesentlich agileren und schnelleren Jäger konnten Nahrung besser erjagen, als
dies die Riesenpinguine konnten. Bis dato war eine riesige Körpergröße nur mit Vorteilen verbunden
gewesen. So wurden die Pinguine zuvor immer schwerer und größer, um den kälter werdenden Temperaturen
Rechnung zu tragen. Doch diese Vergrößerung brachte das Problem mit sich, wie die Pinguine an Land
gehen und brüten sollten. Ihre vor 50 Millionen Jahren geschrumpften Füße Füße mussten sich wieder vergrößern,
um ihr Gewicht an Land tragen zu können, störten allerdings im Wasser. Nach dem Auftreten der Zahnwale, gefolgt von den
Robben und Bartenwalen, erwiesen sich ihre großen Füße als Nachteil, weil sie im Vergleich mit den
agilen und
schnellen Meeressäugern, deren Beine sich bei den Walen in Folge des vollständigen Lebens im Meer zurückbilden
konnten, hinderlich waren. Da auch die Landaktivitäten von Robben stark eingeschränkt sind, bildeten
sich auch ihre Hinterextremitäten zurück.
Nach dem Aussterben der Riesenpinguine beginnt eine Phase, aus der nur sehr wenig Fossilien erhalten
sind. Sicher ist jedoch, dass nur die kleinsten Pinguine das Auftreten der Robben und Wale
überlebten
und dass die Pinguine aus der Antarktis verschwanden und im heutigen Neuseeland und Argentinien die
nächsten Jahre überdauerten.
Einige Millionen Jahre, nachdem die Riesenpinguine ausgestorben waren, führte die entgültige
Abtrennung Südamerikas von der Antarktis zur Entstehung der Drake Straße. Der Antarktische
Zirkumpolarstrom bildete sich aus, was das Nahrungsangebot des Südmeeres steigen ließ.
(siehe Lebensräume)
Dies ermöglichte einigen sehr gut angepassten, kleinen Pinguinen, sich gegen die Robben und Wale
zu behaupten und sich ebenfalls zu verbreiten.