Foto: Ignacio Franco
Bei jeder Begrüßung frischen Pinguinpaare ihr Lautgedächtnis auf..
Doch wozu braucht ein Pinguin eigentlich solch gute Ohren ? Nun, die meisten Pinguinarten brüten wie 90 % der Seevögel in dichten Kolonien, die
über 1 Million
Tiere umfassen können. Mitten in dem Trubel von gleich aussehenden Tieren und einem Gewirr von Nestern
müssen Pinguine zielsicher ihr Nest, ihr Küken und den Partner bzw. die Partnerin wiederfinden.
Nach bisherigen Erkenntnissen prägen sich Pinguine keine Landschaftsmerkmale oder markante Pflanzen
ein, sondern verlassen sich ausschließlich auf eine andere, lang bewährte Methode - die Stimme. Es musste
eine Möglichkeit gefunden werden, wie man sein Küken oder den Partner während der Brutsaison
verlässlich wiederfindet, die Lösung waren individuelle Laute.
Jede Pinguinart verfügt über ein gemeinsames Repertoire an Rufen und
Lautsequenzen, die jeder Pinguin dieser Art beherrscht, die aber von Kolonie zu Kolonie
eine spezielle Klangfarbe haben können. Sonogramme lassen die regionalen Unterschiede der Rufe
auch für den Menschen deutlich werden. Zusätzlich zu diesen regionalen Unterschieden, lassen sich auch noch Unterschiede
innerhalb der Kolonie feststellen. So unterscheiden sich Männchen und Weibchen in der Abfolge und im Klang
ihrer Rufsequenzen und sogar jeder einzelne Pinguin unterscheidet sich von seinen Artgenossen.
Diese kleinen Unterschiede in dem artspezifischen Repertoire, sowie einige wenige individuelle
Rufsequenzen, ermöglichen dem Pinguin, seinen Partner zu erkennen, wenn
er dessen Stimme hört. Nur durch ein feines Gehör, das präzise schon
leichte Frequenzveränderungen trennen kann, können Pinguine
vermeintlich gleich lautende Rufe unterscheiden, wozu Menschen meistens
die Hilfe von Computern und Sonogrammen benötigen .
Diese kleinen Unterschiede im Ruf und ihr exzellentes Gehör ermöglichen es Pinguinen, ihren Partner
unter Tausenden wiederzufinden.
Allerdings muss sich ein Küken erst den Ruf der Eltern und ein Erwachsener erst den Ruf des Partners
einprägen, bevor er erkannt wird. Das geschieht bei Erwachsenen während der Balz, wenn sich die Partner
in einem stundenlangen Vorspiel gegenseitig "anschreien", um die individuellen Rufe zu memorieren.
Zwar würde ein Pinguin die Rufsequenzen seines Partners auch noch nach
Jahren wiedererkennen, aber dennoch frischen
Partner öfter gegenseitig die Erinnerung auf. Jedes Mal, wenn ein Partner
aus dem Meer zurückkommt, beginnt
eine Begrüßungszeremonie, die einer verkürzten Balz nahe kommt und die der Festigung der Bindung
dient.
Dabei frischen die Pinguine auch ihr Lautgedächtnis auf, indem die wichtigsten
Erkennungsrufe oft wiederholt werden. Wenn sich die Partner am Ende einer Brutzeit trennen, wird in einer Art Abschiedszeremonie
die Lautsignatur nochmals ausführlich memoriert, damit sie sich im nächsten Jahr auch bestimmt wiederfinden.
Das funktioniert sogar so problemlos, dass ein Humboldtpinguinmännchen, das sich 2 Jahre lang
im Zoo von Lima von den Folgen eins Unfalls auf einer peruanischen Küstenstraße erholte, nach der Auswilderung
in der Kolonie seine frühere Partnerin wiederfand und das Paar erneut ein Küken aufzog.
Küken hingegen sammeln erst langsam Erfahrung darin, Rufe zielsicher zu unterscheiden. Deshalb
kommt es oft vor, dass sie bei dem falschen Pinguin um Futter betteln - was selten Erfolg hat und
meistens mit einem Flossen- oder Schnabelhieb quittiert wird.
Somit ist ein gutes Gehör für Pinguine unverzichtbar, denn sie müssen sich untereinander an Variationen
in der Amplitude und der Frequenz einer Rufsequenz sowie an den veränderten Oberschwingungen der Töne
erkennen. Doch ganz ohne Übung geht das nicht, wie man an den
Küken sieht. Auch die Erwachsenen müssen sich erst den Ruf des
Partners einprägen, bis Sie ihn jederzeit wiedererkennen, denn ein Sonogramm eines Pinguinrufes ist wie ein
Fingerabdruck einzigartig.